Eduard Schewardnadse, der Patriarch der georgischen Politik, hat wohl seinen letzten Kampf gekämpft. Der Mann, der einer der Väter der deutschen Wiedervereinigung war, hat in seiner Heimat keine Einheit herstellen können. Die meisten seiner fünf Millionen Landsleute geben dem ehemaligen sowjetischen Außenminister die Schuld am Niedergang Georgiens. Der heute 75-jährige Schewardnade versucht als Staatspräsident seit 1992, eine politische Konsolidierung im Inneren zu erreichen und sein Land aus der russischen Einflusszone näher an die USA und die Europäische Union zu führen.
Eduard Ambrosewitsch Schewardnadse wurde am 25. Januar 1928 in Mamati in der Nähe des Schwarzen Meeres geboren. Noch einer Karriere im Jugendverband Komsomol stieg der studierte Historiker 1972 zum Parteichef der georgischen Kommunisten auf. Der junge Schewardnadse bekämpfte die Korruption in seiner Heimat und empfahl sich durch seinen Einsatz für mehr Effizienz in Verwaltung und Wirtschaft für eine Verwendung in Moskau.
Einsatz für die deutsche Wiedervereinigung
Im Juli 1985 berief der neue KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow den in internationalen Fragen unerfahrenen Schewardnadse zum sowjetischen Außenminister. Schewardnadse war überzeugt von der Notwendigkeit, die Sowjetunion aus ihrer Selbstisolation in die internationale Staatengemeinschaft zu führen. Deshalb setzte er sich auch für die deutsche Wiedervereinigung 1990 ein.
"Wir haben sehr gut verstanden: Wenn es nicht zur Vereinigung Deutschlands kommt, wird ein neuer Weltkrieg unumgänglich sein", sagte Schewardnadse später. Als der Widerstand konservativer Kommunisten gegen Gorbatschows "Perestroika" (Umgestaltung) bedrohlich anwuchs, trat Schewardnadse im Dezember 1990 zurück.
Verdacht der Wahlfälschung
Nach dem Zerfall der Sowjetunion und politischen Unruhen in seiner Heimat kehrte Schewardnadse nach Tiflis zurück. Der Sturz des ersten Präsidenten im unabhängigen Georgien, Swiad Gamsachurdia, brachte Schewardnadse an die Macht. In den Jahren 1992, 1995 und zuletzt 2000 wurde Schewardnadse im Amt bestätigt. Immer gab es Proteste der Opposition gegen angebliche Wahlfälschungen. Durch die Freundschaft zu seinen früheren Außenminister-Kollegen Hans-Dietrich Genscher und James Baker (USA) genoss Schewardnadse im Westen den Ruf als liberaler und weltoffener Politiker.
Das Jahrzehnt unter Schewardnadse brachte dem georgischen Volk wenig Glück. Unter russischer Mithilfe spalteten sich in blutigen Konflikten die Teilrepubliken Süd-Ossetien und Abchasien ab. Trotz der wachsenden Korruption und des wirtschaftlichen Niedergangs hielt Schewardnadse sich an der Macht. "Georgien braucht mich noch", sagte der Staatschef mehrfach. Auch zwei Anschläge trieben ihn nicht aus dem Amt. Vielen Georgiern galt der wegen seiner Zähigkeit und Finesse als "kaukasischer Fuchs" titulierte Politiker lange Zeit als kleineres Übel in der zerstrittenen Machtelite Georgiens.