El Baradai auf dem Weg nach Ägypten Friedensnobelpreisträger will Demonstranten unterstützen

Mohamed el Baradai ist auf dem Weg nach Ägypten. Er will die Protestler vor Ort unterstützen. Der Friedensnobelpreisträger zählt zu den stärksten Kritikern des Mubarak-Regimes. Im vergangenen Jahr sah man ihn bereits als potentiellen Präsidentschaftskandidaten.

Der ägyptische Oppositionspolitiker und frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed el Baradei, reist nach Angaben seiner Familie am Donnerstag nach Ägypten und will dort am Freitag an den geplanten Protesten teilnehmen. ElBaradei werde am "Abend aus Richtung Wien kommen", sagte sein Bruder Ali el Baradei. "Er hat entschieden, extra wegen der Demonstrationen am Freitag zurückzukehren", fügte er hinzu.

Oppositioneller mit weißer Weste

Mohammed el Baradei (68) ist ein arabischer Oppositioneller nach westlichem Geschmack. Der Karrierediplomat ist weltgewandt. Als IAEA-Chef versuchte er, im Konflikt mit dem Iran Neutralität zu bewahren. Der ägyptische Muslim lebt seinen Glauben auf moderate Art und hat sich von den oppositionellen Muslimbrüdern, die eine Zeitlang seine Nähe suchten, nie vereinnahmen lassen.

El Baradei, der in Ägypten und den USA Jura studiert hat, hatte seine Karriere 1964 im Außenministerium in Kairo begonnen. Später wurde er an die ägyptischen Vertretungen bei den Vereinten Nationen in New York und Genf geschickt. 1984 wechselte er nach Wien zur IAEA.

Als er 1997 schließlich zum Generaldirektor der Organisation ernannt wurde, war die ägyptische Regierung gar nicht glücklich darüber - sie hätte lieber einen anderen ägyptischen Diplomaten auf diesem Posten gesehen. Auch über den Friedensnobelpreis, der ihm 2005 zugesprochen wurde, freuten sich die Funktionäre in Kairo nicht so sehr. Denn el Baradei hatte schon damals eine distanzierte Haltung zur ägyptischen Regierung.

Vier Monate nach seiner Pensionierung kehrte el Baradei im Februar 2010 nach Kairo zurück, wo ihn linke und liberale Oppositionelle als neuen Hoffnungsträger und potenziellen Präsidentschaftskandidaten empfingen. Der pensionierte Diplomat ließ sich von dieser Welle der Begeisterung zunächst davontragen.

Doch schon bald stellte er ernüchtert fest, dass sich die ägyptische Regierung von seinen Reformvorschlägen nicht beeindrucken ließ und dass die Schlagkraft der Opposition sehr gering ist, weil sich die einzelnen Gruppen nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen konnten. Als die staatlichen Medien dann auch noch eine Kampagne gegen seine Familie begannen, zog er sich weitgehend aus dem politischen Geschäft zurück und verbrachte wieder viel Zeit in Wien.

Er gilt als einer der schärfsten Kritiker der ägyptischen Regierung. Er unterstützt die Proteste seiner Landsleute, die nach dem Vorbild der Tunesier seit Tagen gegen die Regierung demonstrieren. Es sind die schwersten Proteste seit Mubaraks Amtsantritt im Jahr 1981.

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AFP/DPA