Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich in Washington für die Einbeziehung Russlands in die US-Pläne für eine Raketenabwehr in Europa ausgesprochen. "Ich setze mich ganz wesentlich dafür ein, dass es ein gemeinsames Vorgehen der NATO mit Russland gibt", sagte Merkel in einer Rede vor der US- Handelskammer. Zuvor hatte sich die Kanzlerin als EU-Ratspräsidentin beim EU-USA-Gipfel mit US-Präsident George W. Bush zum gemeinsamen Kampf gegen die Erderwärmung verpflichtet. Trotz unterschiedlicher strategischer Ansätze wolle man gemeinsam an der Entwicklung neuer Biokraftstoffe und Kohlendioxid-freier Kraftwerke arbeiten. Merkel sprach von einem "Riesenschritt nach vorn". Es sei zu sehen, "dass sich das Glas mit Wasser füllt".
In dem gemeinsamen Papier wird der Klimawandel als "globale Herausforderung an die internationale Gemeinschaft" bezeichnet. Beide Seiten seien verpflichtet, "das Bestmögliche zu tun, um die Treibhausgase auf einem Level zu stabilisieren, um gefährliche vom Menschen ausgelöste Störungen des Klimasystems" zu verhindern. Konkrete Ziele für eine Reduktion der Treibhausgase sind in der Erklärung aber nicht enthalten.
Gemeinsam mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso unterzeichneten Merkel und Bush auch eine Erklärung zu einer neuen Wirtschaftspartnerschaft, die Europa und den USA die Spitzenposition in der Weltwirtschaft sichern soll. Dabei wird vor allem der "Abbau von Hemmnissen" angestrebt. "Unnötige Unterschiede" zwischen Regulierungssystemen sollen in den nächsten Jahren beseitigt werden.
Im Streit um den Raketenschutzschirm bot Bush dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Zusammenarbeit an. Der Schutzschild sei auch im Interesse Russlands. Er habe den Rat Merkels sehr ernst genommen, die amerikanischen Absichten in Osteuropa deutlicher als bisher zu machen, sagte Bush. Die USA wünschten eine Beteiligung Russlands an einer wirkungsvollen Raketenabwehr.
Am Rande des Gipfels wurde auch das lange umstrittene Luftverkehrsabkommen zwischen den USA und der EU unterzeichnet. Es soll in einem ersten Schritt den Luftverkehr zwischen Europa und den USA liberalisieren. Für Passagiere könnten Tickets preiswerter werden.
Zum Abschluss ihres Besuchs übergab Merkel die berühmte Waldseemüller-Karte an die Bibliothek des US-Kongresses. Auf der 1507 entstandenen Karte des deutschen Kartografen ist erstmals Amerika mit seinem heutigen Namen verzeichnet.