Anschlag auf Skripal Briten wollen geheimes russisches Nowitschok-Labor identifiziert haben

Experten untersuchen die Bank in Salisbury, auf der Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia vergiftet lagen
Spezialisten für chemische Kampfstoffe untersuchen die Bank im britischen Salisbury, auf der Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia vergiftet aufgefunden wurden (Aufnahme vom 5. März).
© Ben Stansall / AFP
Einem Bericht der britischen "Times" zufolge, haben die britischen Behörden offenbar das genaue russische Labor identifiziert, aus dem das Gift für den Anschlag auf Sergej Skripal stammt.

Britische Experten haben einem Medienbericht zufolge das geheime russische Labor identifiziert, aus dem das Gift für den Anschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal stammen soll. Dies sei mit Hilfe von "wissenschaftlichen Analysen und Geheimdienstinformationen" gelungen, berichtete die Zeitung "The Times" am Donnerstag. Die Experten seien sich recht sicher, wenn auch nicht zu 100 Prozent. Eine klare Quelle nannte das Blatt allerdings nicht. Ein Regierungsmitarbeiter habe der "Times" mitgeteilt, dass man bereits beim ersten Sicherheitsbriefing noch in der Woche des Anschlags "wusste, dass das Gift mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus Russland stamme".

Ein Regierungssprecher wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Die britische Forschungsanlage Porton Down hatte zuvor berichtet, dass die präzise Quelle für das Nervengift Nowitschok unklar sei.

Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren vor einem Monat bewusstlos auf einer Parkbank im südenglischen Salisbury aufgefunden worden. London bezichtigt Moskau als Drahtzieher des Attentats. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.

Russland forderte eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, die noch an diesem Donnerstag stattfinden sollte.

Britischer Außenminister Boris Johnson unter Druck

Wegen seiner Vorwürfe an Moskau gerät der britische Außenminister Boris Johnson zunehmend unter Druck. Labour-Chef Jeremy Corbyn warf Johnson vor, dass er entweder nicht all sein Wissen preisgebe oder übertreibe. Labour-Politikerin Diane Abbott sprach von Irreführung der Öffentlichkeit. Johnson erwiderte, dass der Oppositionschef genauso wie Russland versuche, Großbritannien zu diskreditieren.

In einem Interview mit der Deutschen Welle hatte Johnson kürzlich auf die Frage nach Belegen für die Herkunft des Gifts aus Russland gesagt: "Als ich nach dem Beweis geschaut habe, waren die Leute des Laboratoriums Porton Down sehr bestimmt." Er habe einen Experten dort gefragt: "Sind Sie sich sicher? Der habe geantwortet: "Es gibt keinen Zweifel." Dies habe zu den Maßnahmen gegen Russland geführt.

DPA
fin

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos