Zwei Wochen nach dem Fall von Bagdad sind den USA am Mittwoch vier weitere Führungsmitglieder des gestürzten Regimes von Saddam Hussein ins Netz gegangen. Drei von ihnen stehen auf der Liste der 55 meist Gesuchten, teilte das US-Zentralkommando in Doha (Katar) mit. Damit befinden sich insgesamt elf der Gesuchten in der Gewalt der siegreichen Koalition.
Bei den drei Spitzenleuten handelt es sich um den Kommandeur der Luftverteidigung, Musahim Sab Hassan el Tikriti, die Nummer zehn auf der Liste («Karo-Dame»), der Direktor des militärischen Geheimdienstes, Suhair Talib Abd el Sattar el Nakib (Nummer 21/ «Herz-Sieben») und Handelsminister Mohammed Mahdi el Salih (Nummer 48/«Herz-Sechs»).
Dschumaili könnte Spione in den USA entlarven
Außerdem fassten die Truppen den Amerika-Experten des irakischen Geheimdienstes, Salim Said Chalaf el Dschumaili. Bei seiner Festnahme am Mittwoch in Bagdad habe es einen «feindlichen Toten» gegeben. El Dschumaili könne wahrscheinlich dazu beitragen, irakische Spione in den USA zu entlarven, betonte das Zentralkommando.
Die Festgenommenen könnten nach Einschätzung der britischen BBC wichtige Informationen für die Suche nach Massenvernichtungswaffen geben. Militärgeheimdienst-Chef, General el Nakib, der sich laut BBC in Bagdad stellte, könnte zudem Angaben über mögliche terroristische Aktivitäten des Saddam-Regimes machen. Der Chef der Luftverteidigung, el Tikriti, war nach US-Medienberichten auch für die Ausbildung der paramilitärischen Fedajin-Einheiten zuständig.
USA warnen Iran vor Einmischung
Unterdessen warnten die USA die iranische Regierung vor einer Einmischung in die Angelegenheiten des Iraks. Als Beispiel für Teherans Verhalten nannte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, Berichte, wonach iranische Agenten im Irak versuchten, die Schiiten im Süden des Landes zu beeinflussen. Das US-Zentralkommando gab bekannt, dass Marineinfanteristen bereits am Montag mit der Überwachung der Grenze zu Iran im Nordosten des Iraks begannen.
Am Rande des größten Festes schiitischer Pilger seit 25 Jahren in der zentralirakischen Stadt Kerbela hatten Demonstranten den Abzug der amerikanischen und britischen Truppen gefordert. «Tod Amerika» und «Tod Israel» skandierten sie.
«Wir sind gegen die Besatzung, aber wir möchten keine Kämpfe»
Die einflussreichste schiitische Oppositionsgruppe im Irak rief zur Mäßigung auf. «Wir sind gegen die Besatzung, aber wir möchten keine Kämpfe», sagte Abdelasis el Hakim, Sprecher des Hohen Rates für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), dem arabischen Fernsehsender El Dschasira. Der bewaffnete Kampf liege nicht im Interesse der Iraker. Rund 60 Prozent der Iraker sind Schiiten.
Nach Ansicht des britischen Premierministers Tony Blair beginnt sich die Situation im Irak zu stabilisieren. Die Menschen dort würden jetzt die Freiheiten genießen, die sie in den vielen Jahren unter der brutalen Herrschaft Saddam Husseins nicht gehabt hätten. «Das irakische Volk hat eine Zukunft in Wohlstand, Gerechtigkeit und Freiheit vor sich», sagte Blair in London.
Zahl britischer Bodentruppen soll reduziert werden
Die Zahl der britischen Bodentruppen im Irak soll deutlich reduziert werden. Nach Angaben einer ranghohen Militärquelle am Oberkommando der Alliierten in Katar vom Mittwoch wird in den kommenden Monaten nur noch eine von bislang drei Brigaden übrig bleiben. Insgesamt waren etwa 45 000 britische Soldaten in der Region stationiert.