Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erwartet die Auslieferung des ehemaligen bosnisch-serbischen Generals Ratko Mladic bis Ende April. Das sagte ein Sprecher von Chefanklägerin Carla Del Ponte. Er berief sich auf eine entsprechende Zusage des serbischen Regierungschefs Vojislav Kostunica, die dieser nicht nur Del Ponte, sondern auch dem EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn gegeben habe.
Zuvor soll der serbische Geheimdienst BIA den Mladic-Sohn Darko mehrere Stunden lang verhört haben. Darko Mladic habe seinen Vater "verraten" sollen, sagte ein Abgeordneter der ultra-nationalistischen Serbischen Radikalen Partei im Parlament von Serbien-Montenegro. Die Partei, die schon am Mittwoch behauptet hatte, die serbische Polizei habe zwei Mladic- Verwandte verhaftet, sprach von einem Druck der Behörden auf "serbische Patrioten".
Der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben wird des Völkermordes beschuldigt und ist neben dem früheren politischen Führer Radovan Karadzic der meistgesuchte Angeklagte des Tribunals. Seit langem wird beklagt, dass sich die serbische Regierung nicht wirklich um Mladics Verhaftung bemühe.
Die EU macht von der Festnahme und Auslieferung des Ex-Generals weitere Verhandlungen über eine engere Anbindung von Serbien und Montenegro an die Europäische Union abhängig. "Damit wir uns richtig verstehen: Die EU bleibt bei ihrer Haltung, was die Zusammenarbeit mit dem Tribunal angeht", sagte Reinhard Priebe als Leiter der EU-Delegation in Belgrad nach der zweiten Verhandlungsrunde über ein Assoziierungsabkommen der EU mit dem Balkanstaat. Ein solcher Vertrag gilt als erster Schritt auf dem Weg zu einer EU-Mitgliedschaft.