Indonesien hat den internationalen Fluthelfern in der Provinz Aceh am Dienstag mitgeteilt, sie dürften die Städte Banda Aceh und Meulaboh nur noch mit offizieller Genehmigung verlassen.
Der Leiter der Hilfsaktionen, Budi Atmaji, begründete dies am Dienstag mit der Gefahr von Rebellen-Angriffen. Außerhalb der Städte könne die Sicherheit der Helfer nicht gewährleistet werden. Die seit Jahrzehnten für die Unabhängigkeit der Region kämpfenden Rebellen der Bewegung GAM erklärten indes, sie würden niemals Helfer angreifen.
Hilfsorganisationen zeigten sich von der Warnung der Regierung überrascht. "Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass die Rebellen irgendwas Negatives tun wollen", sagte Mike Huggins, Sprecher des Welternährungsprogramms in Banda Aceh. Bisher habe es keine Schwierigkeiten gegeben.
Seit 30 Jahren kämpfen Separatisten für die Unabhängigkeit Acehs von Indonesien. Die indonesische Provinz war am schwersten von der Flutkatastrophe betroffen, die am zweiten Weihnachtstag Südasien heimsuchte und mehr als 156.000 Menschen das Leben kostete.
Rebellen streiten Vorwürfe ab
In Indonesien hatten Armee und Rebellen nach der Flutkatastrophe zunächst versöhnliche Signale ausgesendet. Inzwischen warfen sie sich aber wieder vor, gewaltsame Zusammenstöße provoziert zu haben. Die Rebellen könnten ausländische Helfer angreifen, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sagte Indonesiens Armeechef Endriartono Sutarto. "Hier einen Ausländer umzubringen, würde internationale Aufmerksamkeit erregen; und das ist es, was sie brauchen", wird Sutarto in der "Jakarta Post" zitiert. Dagegen sagte Sofyan Dawood, ein Sprecher der Rebellen, der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir haben niemals und werden niemals Helfer angreifen, weder ausländische noch indonesische."
Größtes Interpol-Identifizierungprogramm in Thailand
Im thailändischen Phuket haben unterdessen die internationale Polizeibehörde Interpol und rund 20 nationale Polizeibehörden mit der bislang größten Identifizierungsaktion von Opfern einer Naturkatastrophe begonnenhaben, um das Chaos forensischer Daten der etwa 5000 Flutwellenopfer zu ordnen. Nach Angaben des Leitenden australischen Experten Jeff Emery wird dazu die modernste Technologie der Welt benutzt.
Das Zentrum, das in den Räumen einer Telekom-Firma auf der von der Flutkatastrophe in Südostasien stark betroffenen Insel untergebracht ist, soll vor allem als gigantische Datenbank dienen. Hauptaufgabe wird laut Emery die Abgleichung von DNA, Fingerabdrücken und Gebissdaten von Leichen mit den Informationen aus den Ländern der Vermissten sein. "Dies ist einmalig", sagte Emery. Der Prozess werde mehrere Monate dauern.
In Thailand wurden seit der Flutwelle 5309 Tote bestätigt, 3370 stehen auf den Vermisstenlisten. Die Regierung geht davon aus, dass diese unter den etwa 3700 noch zu Identifizierenden sind. Etwa die Hälfte der bislang identifizierten Opfer waren ausländische Touristen, die meisten von ihnen aus Nordeuropa.