Massenerschießung Résistance-Kämpfer töteten einst 46 Wehrmachtssoldaten – jetzt beginnt die Suche nach den Leichen

Der Landwirt Andre Nirelli zeigt auf die Stelle im Wald, wo nach den Leichen der Wehrmachtssoldaten gesucht werden soll
Der Landwirt Andre Nirelli zeigt auf die Stelle im Wald, wo nach den Leichen der Wehrmachtssoldaten gesucht werden soll
© Pascal Lachenaud / AFP
In einem Wald in Südfrankreich hat die Suche nach den Leichen von 46 Wehrmachtssoldaten begonnen, die 1944 von französischen Widerstandskämpfern hingerichtet worden waren. Einer der beteiligten Kämpfer hatte zuvor mit 98 Jahren sein Schweigen gebrochen.

Deutsche Spezialisten haben in Südwestfrankreich mit der Suche nach den Überresten von 46 erschossenen Wehrmachtsoldaten und einer der Kollaboration verdächtigten Französin begonnen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Kriegsgefangenen, die am 12. Juni 1944 von französischen Widerstandskämpfern erschossen worden waren. "Wir haben nicht nur eine juristischen Pflicht, sondern auch eine moralische Pflicht den Deutschen gegenüber", sagte der Präfekt von Corrèze, Étienne Desplanques, am Dienstag in Meymac

Auslöser der Suche in der Nähe des Ortes Meymac ist der Bericht des 98 Jahre alten ehemaligen Widerstandskämpfers Edmond Réveil aus Meymac, der am Lebensabend sein Gewissen erleichtern wollte. Er hatte kürzlich erstmals über die Massenerschießung der gefangenen, deutschen Wehrmachtssoldaten berichtet. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge stellt für die Suche nach den Gräbern ein Georadar zur Verfügung, mit dem zunächst der Boden untersucht werden soll.

Ende der 1960er Jahre findet erste Grabung in Frankreich statt

"Das Georadar ermöglicht es, Bodenveränderungen zu erkennen", sagte Arne Schrader vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Erst nach der Auswertung der Daten, die drei bis vier Wochen dauere, werde entschieden, ob und wo gegraben werde. 

Ende der 1960er Jahre habe es bereits eine erste Grabung gegeben, bei der die Überreste von elf Menschen geborgen wurden, sagte der Präfekt. Diese Grabungen seien auf Wunsch des damaligen Bürgermeisters nicht fortgesetzt worden, erklärte er unter Berufung auf ein Dokument des Volksbunds. Es sei unklar, ob die Grabungen 1967 oder 1969 stattgefunden hätten. 

Von den elf Toten konnten sieben anhand von Erkennungsmarken identifiziert werden. Allerdings fand sich in dem Massengrab auch eine Erkennungsmarke eines Soldaten, der den Krieg überlebt hatte. "Wir gehen davon aus, dass noch die Überreste von 35 Menschen zu finden sind", sagte Desplanques. Die Identität der noch vermissten Soldaten ist bislang nicht geklärt. Das Bundesarchiv verweist darauf, dass die Akten wegen der Digitalisierung derzeit nicht zugänglich sind. 

"Es war falsch, Kriegsgefangene zu töten"

Die Widerstandskämpfer hatten die Gefangenen am 12. Juni 1944 in einem Waldgebiet nahe des Dorfes Meymac im Limousin erschossen. Nach dem Bericht von Réveil konnten sie die Gefangenen weder mit Essen und Getränken versorgen noch freilassen, weil sie Angst vor Repressalien hatten. 

Im nahe gelegenen Tulle, wo die Wehrmachtsoldaten gefangen genommen worden waren, hatten SS-Soldaten aus Vergeltung am 9. Juni 99 Zivilisten an Laternen und Balkonen erhängt. Einen Tag später löschte eine andere SS-Einheit im etwa 100 Kilometer entfernten Oradour-sur-Glane nahezu eine gesamte Dorfgemeinschaft aus. Dort gab es 643 Tote. 

Réveil hatte sich schuldbewusst gezeigt. "Es war falsch, Kriegsgefangene zu töten", sagte der 98-Jährige. Er wolle aber davon erzählen, damit die Nachfahren der Getöteten davon erfahren.

DPA
tis