Die USA stehen nach Angaben von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld über verschiedene Kanäle in Kontakt mit der irakischen Militärführung. Ziel sei die Herbeiführung eines Putsches gegen Staatschef Saddam Hussein oder die Kapitulation. Rumsfeld erklärte, es sei immer noch möglich, das Regime in Bagdad auch ohne einen massiven US-Angriff zu stürzen.
"Es gibt Kommunikationen in jeder denkbaren Art und Weise, öffentlich und privat", sagte Rumsfeld am Donnerstagabend (Ortszeit) in Washington. Auch die Republikanische Garde, die Elitetruppe Saddam Husseins, sei in den Kontakten eingeschlossen, fügte er hinzu.
Widerstand wurde zum Verhängnis
Vielleicht genügt schon ein einziger Name, um Saddam Husseins Generäle von einer Revolte gegen ihren Staatschef abzuhalten: Kamel Satschet. Das Regime in Bagdad ließ Satschet 1998 hinrichten. Angeblich wurde das Schicksal des Generals allein dadurch besiegelt, dass er einen Brief eines nach Dänemark geflohenen Regimegegners erhalten hat. Auch Dutzenden Befehlshabern der Streitkräfte wurden schon geringste Anzeichen von Widerstand zum Verhängnis.
Angst dürfte den Militärchefs in Bagdad kein Fremdwort sein. Aber auch sie waschen ihre Hände nicht in Unschuld und sind in verbrecherische Aktionen ihres Regimes verwickelt - wie etwa die Giftgasangriffe auf die kurdische Minderheit im letzten Jahr des iranisch-irakischen Krieges. Auch das bindet sie an den Präsidenten. Zu Saddam Husseins Putsch-Vorsorge gehört außerdem, dass er sich mit engen Verwandten und Mitgliedern seiner Großfamilie umgibt, auf deren absolute Loyalität er setzen kann.
Strippenzieher und möglicher Nachfolger
Da ist zunächst Sohn Kusai, der als möglicher Nachfolger seines Vaters gehandelt wird. Der 35-Jährige gilt als einflussreicher Strippenzieher und wird von der Exilopposition mit blutiger Unterdrückung von Dissidenten in Verbindung gebracht. Kusai steht den Elitetruppen seines Vaters, den Republikanischen Garde, vor.
Saddam Husseins Cousin Ali Hassan el Madschid, Mitglied des Revolutionären Kommandorats, ist unter Regimegegnern als "Chemie-Ali"bekannt. Er leitete 1988 die Offensive gegen die Kurden, bei der tausende Menschen getötet wurden - viele bei Giftgasangriffen. Sein Name fällt auch im Zusammenhang mit der Niederschlagung von Aufständen der Schiiten im Süden des Landes. Während der Besetzung Kuwaits vertrat er dort die Bagdader Regierung, von 1991 bis 1995 war er Verteidigungsminister. Mit Saddam Hussein verwandt ist auch General Kamal Mustafa, einer der Kommandeure der Republikanischen Garde.
Zu den treuen Gefolgsleuten des Präsidenten zählen weiter General Hussein Raschid el Tikriti und Verteidigungsminister Sultan Haschim Ahmed. Beide dienten Saddam Hussein schon im Krieg gegen Iran und kämpften später an seiner Seite im Golfkrieg 1991. General Ibrahim Abdel Sattar, der es schon zu Beginn seiner militärischen Karriere in die Republikanische Garde schaffte, stammt wie Saddam Hussein aus der Stadt Tikrit. Er wurde vor drei Jahren zum Generalstabschef der Armee ernannt.
Opposition rechnet mit Bereitschaft zu Revolte
Zwar versuchen die USA offenbar, auch dem Präsidenten nahe stehende Generäle zur Fahnenflucht zu bewegen, im engen Machtzirkel von Bagdad werden die Chancen aber als gering eingeschätzt. Im weiteren Kreis rechnet sich die Opposition hingegen größere Chancen aus: Führende Vertreter der Armee und der Regierung haben nach Angaben der Exilopposition bereits ihre Bereitschaft zur Teilnahme an einer Revolte signalisiert. Aus arabischen Regierungen sickerte auch der Vorschlag einer weit gehenden Amnestie für Saddam Husseins Gefolgsleute durch; nur einige Dutzend enge Vertraute des irakischen Staatschefs sollen demnach davon ausgeschlossen sein.
In jüngsten Ausstrahlungen des staatlichen Fernsehens zeigt Saddam Hussein demonstrative Nähe zu seiner Militärspitze: Im dunklen Anzug und mit Zigarre unterhält sich der Präsident locker und herzlich mit seinen Beratern, weist sie mitunter auch darauf hin, doch ihren Tee auszutrinken, bevor er kalt wird. Von Spannung keine Spur.
Wird Saddam Hussein nervös?
Eine gewisse Unruhe verrät der Staatschef jedoch bei Aufrufen zu mehr Wachsamkeit: So mahnte er seine Kommandeure, genauer auf alle möglichen Zeichen von Verrat in den eigenen Reihen zu achten.