In Syrien sind bei erneuten Kämpfen zwischen Regime-Truppen und Opposition nach Angaben von Aktivisten am Samstag mindestens 26 Menschen getötet worden. In der Stadt Homs, wo es nach Angaben von Oppositionellen "das heftigste Feuer seit Beginn des Angriffs vor sechs Tagen" gab, kamen demnach 20 ums Leben, sechs weitere im Umland von Damaskus. Nahe der Hauptstadt hätten sich Regierungstruppen Gefechte mit Deserteuren geliefert. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat angesichts der anhaltenden Brutalität den syrischen Präsidenten Baschar al Assad zum Rücktritt aufgefordert.
"Ich bin über die Massaker der syrischen Armee an der eigenen Bevölkerung in Homs zutiefst erschüttert", sagte Ashton der "Welt am Sonntag". Die extreme Gewalt müsse aufhören. "Führung verlangt, dass man geht, wenn man das Problem und nicht die Lösung ist. Präsident Assad sollte genau das tun und zurücktreten", sagte Ashton. Die EU werde mit der Arabischen Liga an einer Lösung arbeiten.
Hochrangiger Offizier in Damaskus getötet
Im Großraum Damaskus waren unterdessen Granateneinschläge und das Feuer schwerer Maschinengewehre zu hören, berichteten Aktivisten. In der Hauptstadt wurde offiziellen Angaben zufolge am Samstag ein syrischer General von "einer bewaffneten Terrorgruppe" ermordet. Der Brigadegeneral Issa al Chawli, der das Hamisch-Militärkrankenhaus geleitet habe, sei vor seinem Haus im Viertel Ruknaddin erschossen worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Sana. Demnach lauerten drei Männer dem Familienvater vor seinem Haus auf. Sollte sich die Nachricht bestätigen, wäre es das erste Attentat auf einen solch hochrangigen Offizier in Damaskus.
Auch aus der Stadt Al Kusair an der syrisch-libanesischen Grenze wurden Kämpfe gemeldet. "Syrische Truppen nehmen Al Kusair seit dem frühen Morgen unter schweren Beschuss, weil dorthin viele Aktivisten und Deserteure aus Al Chalidija und Baba Amro (in der Stadt Homs) geflohen sind", sagte ein Aktivist. Ein weiterer Oppositioneller berichtete, dass die Angriffe auf die Oppositionshochburg Homs verstärkt wurden, um die dort verbliebenen Rebellen an der Flucht zu hindern.
Neue Drohgebärden des Regimes
Laut Berichten der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur, kündigte das Innenministerium am Samstag an, den "Terrorismus auszulöschen" und "diejenigen zur Strecke zu bringen, die die Sicherheit des Landes und der Bürger aufs Spiel setzen". Schon am Freitag waren in Syrien mindestens 90 Menschen getötet worden, darunter 28, die nach offiziellen Angaben einem Doppelanschlag in der nördlichen Stadt Aleppo zum Opfer fielen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, wurden in Aleppo 235 Menschen verletzt.
Während die staatlichen Medien "terroristische Gruppen" für die Anschläge in der bis dato von den Unruhen weitgehend verschonten Stadt verantwortlich machten, beschuldigte die Opposition das Regime von Präsident Assad, hinter der Tat zu stecken. Wegen der Medienblockade ist eine unabhängige Überprüfung der Berichte aus Syrien allerdings kaum möglich.