Geiseldrama im Jemen Steinmeier bestätigt Tod deutscher Frauen

Nun ist es traurige Gewissheit: Zwei der drei im Jemen tot aufgefundenen Frauen sind Deutsche. Das bestätigte Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier in Berlin. Von den übrigen Verschleppten fehlt jede Spur. Dafür gibt es neue Mutmaßungen über die vermeintlichen Drahtzieher.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat den Tod von zwei im Jemen vermissten deutschen Frauen bestätigt. "Wir müssen heute leider davon ausgehen, dass sich unter den Opfern zwei vermisste deutsche Frauen befinden", sagte Steinmeier am Dienstag in Berlin. Die beiden Frauen stammen aus dem niedersächsischen Landkreis Gifhorn, waren Mitglieder der Wolfsburger Immanuelgemeinde und studierten im dritten Jahrgang an der Bibelschule Brake im lippischen Lemgo. Die genauen Umstände des Todes seien noch unklar. Man müsse davon ausgehen, dass sich die weiteren deutschen Vermissten - eine fünfköpfige Familie - "in den Händen von skrupellosen Gewalttätern befinden". In Kürze soll ein deutsches Expertenteam in den Jemen geschickt werden, um die Identität der Toten endgültig zu klären.

Die Leichen der beiden Frauen aus Deutschland und einer Koreanerin waren am Montag von Hirten in einem Tal in der Provinz Saada gefunden worden. Von den anderen sechs Ausländern fehlte am Dienstag noch jede Spur. Berichte von Provinzbeamten in Saada, wonach zwei kleine Mädchen lebend gefunden wurden, bestätigte das Innenministerium in Sanaa derweil nicht. Die Sicherheitskräfte hätten in der Nacht vergeblich mit Hubschraubern nach den entführten Ausländern gesucht, hieß es.

Die Regierung in Seoul hat inzwischen bestätigt, dass es sich bei einer der Getöteten um eine 34 Jahre alte Lehrerin aus Südkorea handelt. Ärzte hätten ihre Leiche in einem Krankenhaus in Saada identifiziert. In Deutschland arbeitet laut einer Sprecherin des Auwärtigen Amtes der Krisenstab weiter mit Hochdruck an der Aufklärung. Jemenitische Beobachter erklärten, die Deutschen seien in die Bemühungen vor Ort eingebunden. Die deutsche Botschaft im Jemen hat inzwischen einen Mitarbeiter in die Region entsandt.

Die zwei deutschen Pflegehelferinnen und die koreanische Lehrerin waren am vergangenen Freitag während eines Ausfluges mit einer fünfköpfigen deutschen Familie und einem 45 Jahre alten britischen Ingenieur nördlich der Hauptstadt Sanaa entführt worden. Die Ausländer hatten alle im Dschumhuri-Krankenhaus in Saada gearbeitet.

Beamte in Saada sagten, die Leichen der Frauen, die mit Pistolen und Dolchen umgebracht wurden, seien im Wadi al-Nuschur, einem trockenen Flusstal zwölf Kilometer nordöstlich der Stadt Saada, entdeckt worden. Zu der Entführung und der Ermordung der Frauen hat sich bislang niemand bekannt. Beobachter in Saada halten es für möglich, dass islamistische Extremisten der El Kaida die Ausländerinnen umgebracht haben.

Medien vermuten lokale Drogenschmuggler als Drahtzieher

In Medienberichten war zudem von einem Machtkampf zwischen einem lokalen Drogenschmuggler und den Sicherheitskräften die Rede. Nach dieser Version sollen die Ausländer angeblich von einem Drogenboss als Faustpfand entführt worden sein, um die Behörden zur Herausgabe einer in der vergangenen Woche beschlagnahmten Drogenlieferung zu zwingen. Die Regierung sei darauf nicht eingegangen, weshalb die Entführer zunächst die Frauen ermordet hätten.

Unklar ist bislang auch, ob eine Verbindung zwischen dieser Geiselnahme und der Entführung einer Gruppe von Ärzten und Krankenschwestern aus einem anderen Krankenhaus in Saada besteht. Die 14 Ärzte und Pfleger aus Indien, Ägypten, dem Sudan und den Philippinen waren am Donnerstag vergangener Woche zusammen mit acht Familienangehörigen von bewaffneten Stammesangehörigen nördlich von Sanaa entführt worden. Einen Tag später kamen sie frei.

Schiitische al-Houthi-Rebellen weisen Verantwortung von sich

Dafür, dass die von der Regierung als Täter bezichtigten Rebellen der Schiiten-Bewegung von Abdulmalik al-Houthi die drei Frauen getötet haben könnten, gibt es bislang keine Hinweise. Mohammed Abdulsalam, der Sprecher der Rebellen, sagte: "Die Region, in der die Ausländer entführt wurden, ist voller Straßensperren der Armee. Das Gebiet wird nicht von uns, sondern von den staatlichen Sicherheitskräften kontrolliert, deshalb tragen sie auch die Verantwortung dafür."

Den Rebellen sei sehr an einer Aufklärung gelegen. Sie hätten auch davon gehört, dass möglicherweise Drogengeschäfte bei der Entführung eine Rolle gespielt haben könnten. Beweise dafür lägen ihnen aber nicht vor. Sie planten für Mittwoch eine Demonstration, um gegen das "verabscheuungswürdige Verbrechen" zu protestieren. Aus ihrer Sicht sei die Arbeit der Ausländer in dem Krankenhaus ein Segen für die lokale Bevölkerung.