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Hochstapler im US-Abgeordnetenhaus George Santos und die Frage, woher die halbe Million für den Wahlkampf stammt

George Santos
Wird sich George Santos endlich erklären und wenn ja, wann?
© Anna Moneymaker/Getty Image / AFP
Die Probleme von Amerikas bekanntestem Polit-Hochstapler George Santos werden täglich größer: US-Medien berichten, dass er den Wahlkampf nicht aus seinem eigenen Vermögen bestritten hat. Doch woher kommen die 500.000 Dollar?

Es ist nicht so, als würde der Fall George Santos Washington in seinen Grundfesten erschüttern. Aber die Geschichte des konservativen Abgeordneten ist bizarr wie eine Hollywood-Komödie und sie passt in eine politische Landschaft, in der Fakten austauschbar sind wie ein Instagram-Profilbild. Bei dem 34-jährigen Parlamentsneuling kommen beinahe täglich neue Ungereimtheiten ans Tageslicht, die er aber ungerührt an sich abprallen lässt.

George Santos hat halbes Leben frei erfunden

Vor knapp vier Wochen hat sich das US-Parlament neu konstituiert und für die zahllosen Mitarbeiter des Politikbetriebs geht nun langsam die Zeit zu Ende, in der sie neue Jobs in den Abgeordnetenbüros auf dem Kapitolhügel finden. Die "Washington Post" stellt dabei die naheliegende Frage: Wer will eigentlich für George Santos arbeiten? Den Mann, der sich sein halbes Leben frei ausgedacht hat, der gelogen hat über sein Studium, seine früheren Jobs, sogar über die angebliche Verfolgung seiner Vorfahren durch die Nazis.

"Eine Beschäftigung bei Santos anzunehmen, kann heikel werden. Beobachter bezweifeln, ob diejenigen danach je wieder einen Job im Kongressbetrieb bekommen werden", schreibt die Zeitung. Bis zu 18 Angestellte stehen jedem Abgeordneten zu, aber nur Details zu fünf Stellen seien öffentlich einsehbar. So hat Santos seinen Wahlkampfchef auch zu seinem Stabschef gemacht und einer seiner Assistenten hat Erfahrung bei drei anderen Abgeordneten gesammelt, denen er aber nur jeweils kurze Zeit gedient hat.

Für Santos hat die derzeitige Einstellungsperiode den unschlagbaren Vorteil, dass sie ihm Zeit für die erwartete Öffentlichkeitsarbeit raubt. Noch erklärt sich der Hochstapler kaum, Rücktrittsforderungen sitzt er einfach aus – obwohl die mittlerweile auf großen Politikportalen erscheinen: "Santos' rund 150.000 Wähler, genau wie die 600.000 Bewohner seines Wahlkreises in Queens und Long Island verdienen es, Antworten von ihm persönlich zu hören. Wir wollen die Wahrheit, er schuldet sie uns. Jetzt." Mit diesen Worten beendete jetzt ein bekennender Santos-Wähler seinen offenen Brief auf "The Hill".

Wer sind die Geldquellen?

Auch die Ermittlungsbehörden werden bald auf Antworten drängen. US-Medien berichten nun über neue Ungereimtheiten bei seiner Wahlkampffinanzierung. Genauer: Woher exakt die 500.000 Dollar stammen, die er für seine Kampagne aufgewendet hatte. Laut offiziellen Formularen habe er sich dafür nicht aus seinem eigenen Vermögen bedient, berichtet etwa NBC News. Das aber hatte Santos bislang so behauptet. "Egal, woher die Gelder stammen – von der Bank oder von seiner Firma – Santos hätte die Quellen nennen müssen", sagt Robert Maguire, der sich mit dem Transparenzgebaren von Abgeordneten beschäftigt.

Seit einigen Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft des New Yorker Stadtteils Brooklyn gegen Santos. Sie untersucht seine Finanzen und die Herkunft der Wahlkampfgelder. Auch County Nassau, östlich von New York City, in dem Santos Wahlbezirk liegt, "nimmt eine Reihe Problemen unter die Lupe", wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Es gibt den Verdacht, dass der 34-Jährige Verbindungen zu Firmen hat, die mit Schneeballsystemen Kunden über das Ohr gehauen haben sollen.

Quellen:  NBC News, "Washington Post", "The Hill"

nik

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