Gewalt in Syrien Mehr als 3500 Tote seit Beginn der Proteste

Die Bilanz ist Grauenhaft: Mehr als 3500 Menschen wurden während der Proteste in Syrien gegen das Regime von Baschar al Assad getötet. Am Dienstag stürmten Regierungstruppen die Stadt Hama. International formiert sich erneut Protest.

Die syrische Bevölkerung hat seit Beginn der Proteste gegen die Regierung einen hohen Blutzoll gezahlt. Das Hochkommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen bezifferte am Dienstag die Zahl der Toten in den vergangenen acht Monaten auf mehr als 3500.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) drohte Syrien wegen der andauernden Gewalt mit weiteren Sanktionen. Sein französischer Amtskollege Alain Juppé brachte eine Anerkennung des Nationalrats der syrischen Opposition durch Frankreich ins Gespräch.

Seit Syrien einem Friedensplan der Arabischen Liga vor etwa einer Woche zustimmte, sollen Berichten zufolge mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen sein, sagte Sprecherin Ravina Shamdasani. Mindestens 19 waren es demnach allein zu Beginn des islamischen Opferfestes Eid al-Adha am Sonntag. Die Lage in Homs, einer Hochburg der Regime-Gegner, bezeichnete sie als "entsetzlich".

Medienblockade verschleiert Aktionen der Armee

Das Militär setzte seine Offensive gegen Oppositionelle derweil fort. Nach der Stadt Homs nahm das Militär Angaben von Aktivisten zufolge Hama unter Beschuss. Als die Streitkräfte die Stadt stürmten, seien drei Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt worden.

Ein Oppositioneller sagte der Nachrichtenagentur dpa im Libanon, Schlägertrupps des Regimes gingen von Haus zu Haus und verhafteten Menschen. Der Strom sei ausgeschaltet, Telefon und Internet funktionierten nicht mehr. Landesweit war von insgesamt 13 getöteten Zivilisten die Rede.

Auch acht Soldaten wurden Menschenrechtlern zufolge in der Provinz Idlib vermutlich von Deserteuren der syrischen Armee getötet. Aufgrund der Medienblockade lassen sich Berichte aus Syrien nur schwer überprüfen.

Der Nationalrat der syrischen Opposition rief zu einem Generalstreik am Donnerstag auf, um gegen das brutale Vorgehen der Regierung zu protestieren und die Arabische Liga zu drängen, sich stärker für den Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen.

Westerwelle will stärker warnen

Die Gegner von Machthaber Baschar al Assad forderten die Organisation der arabischen Staaten auf, sich klar gegen das syrische Regime zu positionieren und die Mitgliedschaft des Landes auf Eis zu legen. Notwendig seien auch weitere Sanktionen.

Bundesaußenminister Westerwelle kündigte an, dass der Druck auf das Assad-Regime im Zusammenwirken mit der Arabischen Liga weiter erhöht werde, wenn die syrische Führung die Gewalt gegen das eigene Volk nicht einstelle. Gleichzeitig sprach er sich im "Hamburger Abendblatt" erneut gegen eine militärische Intervention der Nato in Syrien aus.

Frankreichs Außenminister Juppé sagte der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat", die syrische Demokratiebewegung sei nach wie vor gespalten. Aber er schließe nicht aus, den 140-köpfigen Nationalrat anzuerkennen, der sich um eine vereinte Opposition bemühe.

Am vergangenen Mittwoch hatte die Arabische Liga eine Initiative beschlossen, die vorsah, dass Syrien innerhalb einer Frist von zwei Wochen das Militär aus den Städten abzieht. Das Blutvergießen ging aber weiter. Die Organisation kommt deshalb am Samstag zu einer Krisensitzung in Kairo zusammen.

DPA
DPA