Nach einer Anti-Terror-Razzia in London sind zwei festgenommene Brüder wieder auf freiem Fuß. Es gebe keine Anklagevorwürfe gegen die beiden Männer, sagte dazu ein Polizeisprecher. Die beiden Männer im Alter von 20 und 23 Jahren wurden am Freitagabend nach einer Woche aus der Haft entlassen, ohne dass gegen sie Anklage erhoben wurde. Bei der Aktion wurde ein Haus im Londoner Osten erstürmt, in dem eine Chemiebombe oder Materialen zu deren Herstellung vermutet wurde. Die Suche blieb jedoch offensichtlich ohne Erfolg. Die Razzia vor einer Woche war einer der größten britischen Polizeieinsätze seit den Selbstmordanschlägen auf das Londoner Nahverkehrssystem im Sommer 2005 gehandelt. Damals waren 52 Personen getötet und etwa 700 verletzt worden.
Entschuldigung für "Belästigung"
Die Polizei dankte den Anwohnern für "Toleranz und Verständnis" während der Razzia. Ein Vertreter von Scotland Yard bedauerte am Samstag, dass die Razzia "Störungen" und "Belästigungen" ausgelöst habe. Allerdings habe die Polizei keine andere Wahl gehabt. Zeitungen hatten unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, es habe Hinweise gegeben, dass ein Anschlag möglicherweise unmittelbar bevor stehe. Ziele könnten das U-Bahn-Netz oder gut besuchte Pubs sein, in denen Fans während der Fußball-WM Spiele im Fernsehen verfolgen.
Die beiden Terrorverdächtigen aus Bangladesch, die in islamistischen Kreisen verkehren, beteuerten jedoch stets ihre Unschuld. Aus der muslimischen Gemeinde in Großbritannien gab es am Vorgehen der Polizei heftige Kritik. Dabei ging es auch darum, dass einer der Brüder durch einen Schuss aus einer Polizeipistole verletzt wurde - obwohl er unbewaffnet war.
"Hände weg von Moslems"
Nach Informationen aus Polizeikreisen war der Hinweis auf eine mögliche Bombe von einem Informanten des Inlands-Geheimdienstes MI5 gekommen. Der Polizist, der geschossen hatte, bezeichnete dies nach einem Bericht der Tageszeitung "The Times" (Samstag) als Unfall. Angeblich hatte sich der Schuss bei einem Handgemenge im Treppenhaus gelöst.
Der Generalsekretär der muslimischen Gemeinde in Großbritannien, Muhammad Abdul Bari, forderte die Polizei auf, "aus diesem tragischen Zwischenfall die entsprechenden Lektionen zu lernen". Am Freitag hatten etwa 200 Moslems vor der Polizeistation im Stadtteil Forest Gate demonstriert. Sie riefen "Tony Blair, Terrorist" und "Hände weg von Moslems". Der britische Premierminister Tony Blair hatte die Razzia gutgeheißen.