Da war der Chef der Social-Media-Abteilung des Weißen Hauses wohl etwas voreilig. Als Hurrikan "Irma" begann, über Florida zu wüten, twitterte Dan Scavino Jr. ein Video eines überfluteten Flughafens. "Teile stündlich #HurricaneIrma mit @realDonaldTrump und @VP Pence. Hier zu sehen: der überflutete Miami International Aiport. Bleibt in Sicherheit", schrieb der Mitarbeiter des US-Präsidenten. Das Problem: Bei dem Material handelte es sich nicht um den Flughafen von Miami - worauf dann auch auf der offizielle Twitterkonto des Airports hinwies. Direkt an Scavino gewandt, hieß es dort: "Dieses Video zeigt nicht den Miami International Airport."
Scavino löscht Tweet und schickt Erklärung
Der 41-Jährige Scavino reagierte auf den Hinweis und löschte seinen Post. Etwas später schob er eine Erklärung nach: "Danke. Es war eines von mehreren 100 Video und Bildern, die mich erreicht haben." Und ein Satz, von dem nicht ganz klar war, wie er ihn gemeint hat: "Beim Versuch alle zu benachrichtigen, habe ich es geteilt." Möglicherweise wollte er das Material auch nur an den Präsidenten und seinen Stellvertreter schicken. Die Flughafenleitung jedenfalls gab sich mit der Löschung und Erklärung zufrieden und antwortete mit einem kurzen "Danke, Dan". Woher das Video stammt ist weiter unklar, möglicherweise aus Brasilien.
Tweet von Scavino und Antwort aus Miami:
Dan Scavino fällt nicht zum ersten Mal damit auf, fragwürdige Inhalte über Twitter zu verbreiten. Nach dem im Januar bekannt wurde, dass der Social-Media-Direktor im Namen von Donald Trump Tweets absetzt, listete der britische "Independent" frühere Einlassung Scavinos auf, die auf sein Faible für Verschwörungstheorien schließen ließen: So verbreitetet er Nachrichten, nach denen der Terroranschlag vom 11. September ein so genannter "Inside Job" war, also quasi im Auftrag von offiziellen US-Behörden ausgeführt wurde. Oder die Information, nach der Michelle Obama eigentlich ein Mann sei oder die Fake-Nachricht, nach der syrische Flüchtlinge in Deutschland für den Islamischen Staat auf die Straße gehen sollen.

"Hört auf, auf den Hurrikan zu schießen"
Allerdings braucht es voreilig geteilten Falschinformationen aus dem Weißen Haus, um die Menschen überall in den USA zu verunsichern. Auf Facebook etwa hat ein Nutzer bewaffnete Mitbürger dazu aufgerufen, in die Stadt Jacksonville zu kommen und sich gemeinsam dem Orkan entgegenzustellen. "Lasst uns Irma zeigen, dass wir zuerst schießen", schreibt ein gewisser Ryon Edwards und schiebt ein paar Smileys nach. Mehr als 27.000 Personen kündigen an, bei diesem Spektakel mitmachen zu wollen. Für die Polizei im Pasco County in dem betroffenen Gebiet alles andere als ein Spaß: "Um es klarzustellen: Schießt nicht mit Waffen auf 'Irma'", schrieben die Gesetzeshüter auf Twitter. Offensichtlich hatten sie die Sorge, dass jemand tatsächlich glauben könnte, mit Schüssen den Wirbelsturm irgendwie stoppen zu können.
Als wäre die Zerstörungskraft von "Irma" in den Tagen zuvor in der Karibik nicht schon schlimm genug gewesen, versuchten Nutzer auf Twitter, Instagram, YouTube oder Facebook das Wüten der Naturgewalten auf die Spitze zu treiben. So wurde ein Video millionenfach geteilt, auf dem zu sehen ist, wie ein gewaltiger Sturm einen Bus zum Umstürzen bringt. Allerdings handelte es sich dabei nicht um einen Live-Bericht zu "Irma", sondern um Aufnahmen von einem Zyklon in Indien aus dem Vorjahr.
Längst wird in den sozialen Netzwerken jede Naturkatastrophe oder jeder Terroranschlag von sogenannten Fake News, also Fälschungen und Manipulationen, begleitet. Häufig werden dabei alte Aufnahmen aus dem Internet kopiert und als aktuelle Fotos oder Videos eines Tatortes ausgegeben.
Falsche Video und Fotos entlarven
Dabei hilft oft schon der gesunde Menschenverstand, um als Nutzer nicht auf Fakes hereinzufallen. Wer genau hinschaut, erkennt schnell auf Fotos und Videos, dass die Menschen, Autos oder Pflanzen gar nicht zu dem angeblichen Ort passen. Mit wenigen Klicks kann man zudem im Internet prüfen, ob ein Foto in Wahrheit nicht schon viel älter ist - mit der sogenannten Foto-Rückwärtssuche beispielsweise von Google oder Tineye. Mithilfe dieser Technik lässt sich aktuell leicht entlarven, dass Fotos von einem angeblichen Mega-Verkehrsstau in Florida in Wahrheit von einer Flucht vor einem Hurrikan in Texas stammen. Auch der Klassiker unter den Fake-Fotos, der angeblich aus einem Auto heraus fotografierte Hai auf einem überschwemmten Highway, findet bei Hurrikan "Irma" wieder Verbreitung - und verliert mit der Foto-Rückwärtssuche schnell seinen Schrecken.
