Internationale Proteste Nordkorea droht mit Gewalt

Die Vereinten Nationen haben noch keine Sanktionen wegen der nordkoreanischen Raketentests beschlossen. Dennoch hat Nordkorea seine Reaktion auf die Sanktionen bereits angedeutet.

Trotz weltweiter massiver Kritik hat Nordkorea weitere Raketentests angekündigt. Sollte die internationale Gemeinschaft versuchen, die Tests zu stoppen, werde Gewalt angewendet, gab die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA einen Sprecher des Außenministeriums wider. US-Präsident George W. Bush beriet am Donnerstag telefonisch unter anderem mit seinen Kollegen aus China und Russland, Hu Jintao und Wladimir Putin. Japan und die USA kündigten an, eine neue Nordkorea-Resolution im UN-Sicherheitsrat zu erarbeiten. China und Russland lehnten Sanktionen zu diesem Zeitpunkt ab.

Nordkorea werde weiter Raketen testen, hieß es in der nordkoreanischen Erklärung. Damit werde das Abschreckungspotenzial gestärkt, das Teil der Selbstverteidigung des Landes sei. Die Führung in Pjöngjang bestätigte zudem erstmals, dass mehrere Raketen getestet wurden. Am Mittwoch hatte Nordkorea mindestens sieben Raketen - darunter eine Langstreckenrakete - gestartet und damit die internationale Staatengemeinschaft alarmiert. Das Land bereitet Medienberichten zufolge weitere Versuche vor. Dem Sender NBC zufolge handelt es sich dabei offenbar erneut um eine Langstreckenrakete, die Experten zufolge auch den US-Bundesstaat Alaska erreichen kann. Die japanische Regierung erklärte dagegen, sie rechne nicht mit einem unmittelbar bevorstehenden weiteren Test.

Chinas Präsident Hu äußerte sich Bush gegenüber erneut "ernsthaft besorgt" über die Entwicklung, wie das chinesische Außenministerium erklärte. Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte sich enttäuscht über die Raketentests. Diese sollten jedoch nicht zu einer emotionalen Reaktion führen, durch die der Verstand ausgeschaltet werde. Unter Berufung auf russische Experten bezweifelte er, dass Nordkorea überhaupt in der Lage sei, eine Langstreckenrakete abzuschießen.

Un-Sicherheitsrat uneinheitlich

Im UN-Sicherheitsrat zeichnete sich weiter keine einheitliche Haltung ab. Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi und Bush verabredeten, gemeinsam einen Resolutionsentwurf zu erarbeiten. Darin sollen die Staaten aufgefordert werden, jegliches finanzielle und technologische Engagement zu stoppen, das für das Raketenprogramm Nordkoreas genutzt werden kann. Russlands Außenminister Sergei Lawrow bezeichnete Sanktionen erneut als kontraproduktiv. Wenn sofort über Sanktionen geredet werde, belaste dies unweigerlich nur künftig nötige Verhandlungen.

Die USA forderten China auf, klare Worte für den nordkoreanischen Verbündeten zu finden. Die Regierung in Peking müsse klarmachen, welches Verhalten akzeptabel und welches inakzeptabel sei, sagte US-Unterhändler Christopher Hill. China kündigte an, der für die Atomgespräche mit Nordkorea zuständige chinesische Vize-Außenminister Wu Dawei werde kommende Woche nach Pjöngjang reisen. China hoffe, "die diplomatischen Spannungen durch diplomatische Bemühungen und die Probleme durch Gespräche und im Dialog zu lösen", sagte eine Regierungssprecherin.

Russland sieht Gespräche in Gefahr

Russlands Botschafter in Japan, Alexander Losjukow sagte, Sanktionen könnten die Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm verhindern. An den Gesprächen - die seit einiger Zeit auf Eis liegen - sind neben Nordkorea und den USA auch Südkorea, Russland, China und Japan beteiligt. Nordkorea selbst erklärte, der Raketenabschuss habe nichts mit den Sechs-Parteien-Gesprächen zu tun.

Reuters
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