Irak Bush hält unbeirrt an seiner "Mission" fest

Ein gutes halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl hat US-Präsident George W. Bush gegenüber der Presse ungewohnt Nerven. An seinem Kurs will er aber keine Korrekturen vornehmen.

US-Präsident George W. Bush zeigt ein gutes halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl ungewohnt Nerven. Als er am Dienstag aus seinem Hubschrauber auf den regennassen Rasen vor dem Weißen Haus steigt, wirkt er müde, abgespannt, ungewohnt langsam in den Bewegungen. Einem Reporter, der es Stunden zuvor gewagt hatte, seine Frage nur mit einem "Sir" zu beginnen, fuhr Bush unwirsch über den Mund und raunzte, an wen sich denn die Frage richte. Erst als der Journalist brav mit "Mr. President" einen neuen Anlauf machte, antwortete Bush.

Und auch auf der überraschend einberufenen, von mehreren US-Fernsehsendern direkt übertragenen Pressekonferenz am Dienstagabend ließ sich Bush aus dem Konzept bringen. Sein Ziel war es, angesichts des Chaos im Irak und wachsender Zweifel, ob er die Terror-Warnungen vor den Anschlägen am 11. September 2001 ernst genug genommen hatte, politisch wieder die Offensive zu gewinnen.

In die Enge getrieben

Bush wollte mit einem Bekenntnis zum Irakkrieg, zum weltweiten "Krieg gegen den Terrorismus" und seiner "Mission für Freiheit und Demokratie" Führungsstärke und Unbeugsamkeit demonstrieren. Aber mindestens zwei Mal brachten ihn kritische Reporter aus dem Konzept. "Sie haben mich in Verlegenheit gebracht", gestand er bei der Frage des Korrespondenten des "Time"-Magazins nach seinem "größten Fehler seit dem 11. September" ein. Bush rang nach Worten, blickte fast hilflos auf den Boden, um dann schließlich zu sagen, er habe "sicherlich auch Fehler gemacht" - aber welche, wollte er dann doch nicht erläutern.

Schlagfertigkeit ist nicht seine Stärke

Die Pressekonferenz im ehrwürdigen, festlich ausgeleuchteten "East Room" des Weißen Hauses machte deutlich, warum Bush sich so selten auf den Dialog mit Reportern einlässt. Gerade zwölf Mal hat er sich in über drei Jahren Amtszeit der Presse gestellt - weniger als jeder andere seiner Amtsvorgänger. Ein Grund ist wohl, dass Rhetorik und Schlagfertigkeit nicht als Stärken des Republikaners gelten.

Als er gefragt wird, ob er denn angesichts sinkender Umfragewerte als Kommunikator versagt habe, ist Bush zwar leicht irritiert, meint aber dann trotzig, dass werde sich ja am 2. November, dem Tag der Präsidentenwahl, erweisen. Bush weiß, dass trotz aller Hiobsbotschaften aus dem Irak noch immer rund die Hälfte der Amerikaner glauben, dass sich die USA in einem weltweiten Krieg gegen Terroristen und Extremisten befinden, der nur mit Patriotismus und Offensive, Härte und Sendungsbewusstsein geführt werden kann. Und für diese Amerikaner präsentierte sich Bush als Mann, der seine Mission erfüllen will, bis ihn höhere Mächte stoppen - beispielsweise eine Mehrheit der US-Wähler.

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Laszlo Trankovits, DPA