Angesichts der angespannten Lage im Irak will die US-Regierung die Vereinten Nationen stärker einbeziehen. Washington werde die UN bitten, die von den USA angeführte Streitmacht im Irak in eine multinationale Truppe umzuwandeln und eine führende Rolle bei der Bildung einer irakischen Regierung zu spielen, verlautete aus ranghohen US-Regierungskreisen. Präsident George W. Bush habe am Dienstag Außenminister Colin Powell angewiesen, im UNO-Sicherheitsrat entsprechende Verhandlungen aufzunehmen. Beide Politiker hätten darüber gesprochen, wie das UNO-Führungsgremium für einen Vorschlag von Generalsekretär Kofi Annan gewonnen werden könne, eine Irak-Truppe mit UNO-Mandat unter US-Kommando aufzustellen. Powell werde mit US-Diplomaten am UNO-Sitz in New York an einem Text arbeiten, der die größtmögliche internationale Unterstützung im Irak ermöglichen solle, hieß es.
Die USA hoffen, dass sie die dringend benötigte Unterstützung anderer Nationen im Irak erhält, wenn den Vereinten Nationen eine größere Rolle als bisher zugewiesen wird. Die ranghohen amerikanischen Regierungsbeamten, die namentlich nicht genannt werden wollten, äußerten die Erwartung, dass Washington schon in den nächsten Tagen intensiv hinter den Kulissen über einen entsprechenden UN-Resolutionstext verhandeln werde.
Künftige Regierungslinie im Irak abstecken
Angesichts steigender Kosten und fast täglicher Angriffe auf ihre Soldaten im Irak dringen die USA auf ein verstärktes internationales Engagement zur Stabilisierung des Landes. Gegenwärtig sind etwa 150.000 US-Soldaten und 21.000 Soldaten verbündeter Länder im Irak stationiert.
Vertreter der Vereinten Nationen, der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) treffen sich unterdessen heute in Brüssel mit Repräsentanten der von den USA geführten Verwaltung Iraks. Das Treffen soll die Grundlage für eine Geberländer-Konferenz in Madrid im Oktober legen. Der von den USA eingesetzte Regierende Rat Iraks hatte am Montag ein Kabinett mit 25 Ministern ernannt, die am Mittwoch vereidigt werden sollen.
Die Minister sollen in enger Abstimmung mit dem Regierenden Rat und den Besatzungsmächten die künftige Regierungslinie im Irak abstecken. Das letzte Wort hat jedoch weiter der US-Verwalter Paul Bremer. Einen Termin für freie Wahlen im Irak gibt es bislang nicht.