Friedensnobelpreis Nobelpreisträgerin Machado in Abwesenheit ausgezeichnet

Machado selbst fehlte bei der Zeremonie, wurde jedoch zu einem späteren Zeitpunkt in Oslo erwartet. Foto: Ole Berg-Rusten/NTB Sc
Machado selbst fehlte bei der Zeremonie, wurde jedoch zu einem späteren Zeitpunkt in Oslo erwartet. Foto
© Ole Berg-Rusten/NTB Scanpix Pool/AP/dpa
Bei der Verleihung des Friedensnobelpreises fehlt diesmal die eigentliche Hauptperson. Preisträgerin María Corina Machado wird trotzdem nach Oslo kommen - und legt es auf einen Showdown mit Maduro an.

Die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado ist in Abwesenheit mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Vor den Augen der norwegischen Königsfamilie und von mehreren südamerikanischen Staatschefs wie dem Argentinier Javier Milei nahm ihre Tochter Ana Corina Sosa Machado die prestigeträchtige Nobelmedaille und ein dazugehöriges Diplom auf einer feierlichen Preiszeremonie im Rathaus von Oslo in ihrem Namen entgegen. Im Anschluss verlas sie auch die Nobelrede, die ihre Mutter für den Anlass geschrieben hatte.

"Dieser Preis hat eine tiefgreifende Bedeutung: Er erinnert die Welt daran, dass Demokratie für Frieden unerlässlich ist", betonte Machado in der Rede. Die Lektion der langen und schwierigen Reise Venezuelas sei, dass man bereit sein müsse, für die Freiheit zu kämpfen, wenn man Demokratie haben wolle.

"Aus diesem Grund geht die Sache Venezuelas über unsere Grenzen hinaus", sagte Machados Tochter im Namen ihrer Mutter. "Ein Volk, das die Freiheit wählt, leistet nicht nur einen Beitrag für sich selbst, sondern für die Menschheit."

Von der Diktatur zur Demokratie

Das norwegische Nobelkomitee hatte im Oktober verkündet, dass Machado in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt wird. Das Komitee sprach der 58-Jährigen den Preis "für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie" zu.

Machado widmete die Auszeichnung daraufhin dem notleidenden Volk Venezuelas sowie US-Präsident Donald Trump für seine Unterstützung der venezolanischen Opposition. Trump war es gewesen, der sich vor der Bekanntgabe selbst für eine Auszeichnung mit dem Nobelpreis in Stellung gebracht hatte.

Vor geraumer Zeit abgetaucht

Die aus Sicherheitsgründen an einem geheimen Ort lebende Machado gilt als einende Kraft der Opposition in Venezuela und entschiedene Widersacherin des seit 2013 autoritär regierenden Präsidenten Nicolás Maduro. Sie hatte sich 2023 um die Präsidentschaftskandidatur in ihrem Land bemüht, wurde jedoch wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten von der Wahl im darauffolgenden Jahr ausgeschlossen. Kritiker werfen Maduro systematische Wahlmanipulation vor.

"Herr Maduro, akzeptieren Sie das Wahlergebnis und treten Sie zurück", forderte der Vorsitzende des Nobelkomitees, Jørgen Watne Frydnes, auf der Zeremonie zu großem Applaus im Saal. "Schaffen Sie die Grundlage für einen friedlichen Übergang zur Demokratie, weil das der Wille des venezolanischen Volkes ist."

Bis zuletzt war unsicher geblieben, ob Machado für die Nobelpreisverleihung nach Oslo kommen könnte. Am Morgen hatte das Nobelinstitut letztlich bekanntgegeben, dass sie nicht bei der Preisübergabe dabei sein werde. 

Dass sie selbst mit ihrer Teilnahme gerechnet hatte, spiegelte sich auch in ihrer Rede wider. "Ich bin hierhergekommen, um Ihnen eine Geschichte zu erzählen: die Geschichte eines Volkes und seines langen Marsches in Richtung Freiheit", heißt es zu Beginn des Redemanuskripts, das ihre Tochter Ana verlas.

Showdown mit Maduro?

Nach Angaben des Nobelinstituts wurde Machado trotzdem zu einem späteren Zeitpunkt in Oslo erwartet, vermutlich noch am Mittwoch. Sie befinde sich gerade auf dem Weg dorthin, sagte sie in einem Interview, das unmittelbar vor Beginn der Preisverleihung auf dem offiziellen Konto der Nobelpreise auf der Plattform X veröffentlicht wurde. 

Machado betonte darin, dass sie nach der Ankunft ihre gesamte Familie und ihre Kinder umarmen könne, die sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen habe. Ihre Tochter sagte auf der Zeremonie: "Ich muss sagen, dass meine Mutter niemals ein Versprechen bricht. Deshalb kann ich Ihnen mit all der Freude in meinem Herzen erzählen, dass wir sie in wenigen Stunden hier in Oslo endlich wieder in die Arme schließen können." Ihren Landsleuten versprach sie, dass ihre Mutter schon bald wieder zurück in Venezuela sein werde.

Mit der Reise nach Oslo riskiert die 58-Jährige allerdings schwerwiegende Folgen bei ihrer Rückkehr in die Heimat: Die venezolanische Staatsanwaltschaft hatte damit gedroht, Machado aufgrund verschiedener Ermittlungen gegen sie als flüchtig zu betrachten, sollte sie das Land verlassen. 

Ihr drohen damit möglicherweise die Festnahme oder ein Einreiseverbot, was wiederum weitreichende Folgen für die Opposition mit sich bringen könnte. Für Machados persönliche Sicherheit sind die Risiken der Reise ebenfalls immens. "Das Regime ist sehr deutlich geworden. Maduro hat gesagt, dass sie mich töten werden, wenn sie mich erwischen", hatte Machado zuletzt in einem Video-Interview mit dem norwegischen Rundfunksender NRK gesagt. 

Weitere Nobelpreiszeremonie in Stockholm

Der Friedensnobelpreis wird stets am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), feierlich auf einer Zeremonie im Osloer Rathaus überreicht. Später am Nachmittag werden traditionell alle anderen Nobelpreisträger in den weiteren Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Wirtschaftswissenschaften in Stockholm ausgezeichnet. 

Dotiert sind die Preise in diesem Jahr mit jeweils elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie. Umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro.

dpa

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