Irak El Sadr will Amerikaner aus Nadschaf vertreiben

Einer der führenden Geistlichen der irakischen Schiiten hat zur Bildung einer eigenen Armee aufgerufen, die sich das Ende der amerikanischen Besetzung zum Ziel setzen soll.

Einer der führenden Geistlichen der irakischen Schiiten hat zur Bildung einer eigenen Armee aufgerufen, die sich das Ende der amerikanischen Besetzung zum Ziel setzen soll. Die „Imam-Armee“ werde die Amerikaner aus Nadschaf und anderen Heiligen Städten vertreiben und den moralischen Verfall des Landes stoppen, sagte Scheich Muktada el Sadr beim Freitagsgebet vor 50.000 Menschen in der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Kufa. In der Hauptstadt waren auch am Samstag wieder Schüsse und Explosionen zu hören.

Armee wolle friedlich sein

Mehrere zehntausend Menschen hätten sich bereits für die Mitgliedschaft in der Religionsarmee gemeldet, sagte der Geistliche der Nachrichtenagentur AP. Die Organisation wolle ihre Ziele mit friedlichen Mitteln erreichen. El Sadr ist der Sohn eines schiitischen Geistlichen, der zusammen mit zwei anderen Söhnen 1999 einem Attentat zum Opfer fiel.

Die US-Truppen errichteten am Freitag neue Straßensperren zwischen Bagdad und Kufa sowie dem benachbarten Nadschaf. Es gebe Berichte, dass Anhänger von El Sadr Waffen nach Nadschaf geschmuggelt hätten, sagte ein US-Offizier. Allerdings habe El Sadr nur eine begrenzte Anhängerschaft und könne nicht für die Mehrheit der irakischen Schiiten sprechen.

Lage weiter gespannt

Die Lage in der irakischen Hauptstadt war am Samstag weiter gespannt. Bei einem Einsatz gegen mutmaßliche Entführer wurde am Morgen der Leiter der irakischen Polizeiakademie, Brigadegeneral Ahmed Kadhim, angeschossen. Fünf weitere Polizisten wurden mit ihm verwundet, einer davon schwer.

Die Debatte um den Tod der Söhne des gestürzten irakischen Staatschefs Saddam Hussein, Odai und Kusai, dauerte unterdessen an. Kritik gab es dabei vor allem an der Zurschaustellung der Leichen durch die US-Truppen. Die USA erklärten, sie wollten die Iraker davon überzeugen, dass die beiden wirklich tot seien und dass ihre Herrschaft damit beendet sei. Muslime kritisierten aber, dass ihre Körper von Bestattern präpariert worden seien und dass sie nicht unverzüglich beigesetzt wurden. Bei der Fahndung nach Saddam Hussein wurden am Freitag 13 Personen festgenommen, darunter sollen auch einige frühere Leibwächter sein.

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