Israel rüstet auf, um für die größtmögliche Bedrohung gewappnet zu sein - einen Atomschlag des Irans. In den vergangenen Monaten hat die Luftwaffe amerikanische Kampfjets erhalten, die dank Extratanks den Iran erreichen könnten. Und mit Deutschland haben die Israelis einen Vertrag über den Bau von zwei U-Booten der Dolphin-Klasse unterschrieben. Die U-Boote sollen nach unbestätigten Berichten auch für den Abschuss von Atomraketen geeignet sein.
Zwar beteuert die Regierung in Jerusalem, ein Präventiv-Schlag gegen die Atomanlagen des Irans sei nicht in Vorbereitung. Gleichwohl beteiligen sich ranghohe Politiker an der Diskussion über einen möglichen Militäreinsatz, ob allein oder im Verbund mit den USA. Mit einer einzigen Bombardierung - wie bei der Zerstörung eines im Bau befindlichen irakischen Reaktors 1981 - wäre es nach Ansicht von Experten im Falle des Irans nicht getan. "Diesmal gibt es kein Ziel, das man auf der Landkarte findet und zu dem man zwei F-15 schicken könnte, um das Problem zu lösen", sagt Itamar Jaar, stellvertretender Vorsitzender des israelischen Sicherheitsrates. Die Debatte in Israel wird durch zwei Faktoren angeheizt: Die jüngsten antisemitischen Ausfälle des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, sowie das Streben Teherans nach einem eigenen Atomprogramm inklusive Urananreicherung.
Solide Feindschaft
Das Verhältnis der beiden Staaten gründet seit mehr als 25 Jahren auf einer soliden Feindschaft. Vor der islamischen Revolution Ayatollah Khomeinis im Jahr 1979 hatte Israel gemeinsam mit den USA den Schah unterstützt. Khomeini bezeichnete Israel danach als "kleinen Satan" neben dem "großen Satan" USA. Ahmadinedschad hat im Oktober öffentlich gefordert, Israel "von der Landkarte zu tilgen". Zuletzt rief er Europa dazu auf, den jüdischen Staat nach Deutschland oder Österreich zu verlegen. Als Beweis für den Ernst dieser Drohungen wertet die israelische Regierung, dass Teheran die Hisbollah und den Islamischen Dschihad unterstützt. Beide Gruppen bekämpfen Israel.
Über das iranische Atomprogramm soll zwar noch im Dezember wieder verhandelt werden. Doch Teheran verband seine Gesprächsbereitschaft mit der Ankündigung, mehr Atomreaktoren bauen sowie 30 russische Boden-Luft-Raketen vom Typ Tor-M1 kaufen zu wollen. Der Beteuerung der iranischen Regierung, ihr Atomprogramm diene ausschließlich der Stromerzeugung, traut man in Washington ebenso wenig wie in Tel Aviv und Jerusalem. Ministerpräsident Ariel Scharon sagte in dieser Woche: "Die Möglichkeit, die iranischen Atomanlagen auszuschalten, besteht natürlich." Sein Rivale und Vorgänger Benjamin Netanjahu erklärte freimütig, er würde einen Präventiv-Schlag unterstützen. Generalstabschef Dan Haluz geht nicht davon aus, dass Teheran mit Diplomatie vom Bau einer Atombombe abgehalten werden könnte. "Eine militärische Lösung könnte notwendig werden."
Fabriken unter der Erde
Dabei warnen einige Experten, aus Mangel an präzisen Geheimdienstinformationen und wegen der militärischen Abwehrbereitschaft des Irans sei ein effektiver Militärschlag gar nicht möglich. Bekannt ist vor allem, dass die Fabriken im ganzen Land versteckt sind, zum Teil unter der Erde. Andere Experten halten einen Angriff für machbar, wenn sich die US-Streitkräfte beteiligen würden.
Das martialische Szenario: Die amerikanische Luftwaffe zerstört mit Cruise Missiles und 500-Pfund-Bomben die bekannten Anlagen. Die israelische Luftwaffe könnte die Angriffe mit F-16I-Kampfjets unterstützen. Dann müssten Spezialkommandos am Boden die wichtigsten Einrichtungen attackieren und sicher stellen, dass sie zerstört wurden. Als erste Ziele gelten die Atomfabrik Buschehr und die Anlage zur Uran-Konversion in Isfahan. Der israelische Militärexperte Gerald Steinberg sagt, dass nicht alle Anlagen zu 100 Prozent ausgeschaltet werden müssten, um das iranische Atomprogramm zu schwächen. Genau davor warnt jedoch sein Kollege David Albright aus Washington: Jeder Luftangriff werde den Iran provozieren und den Wunsch nach einer Atombombe nur noch verstärken.