Israels Armee Reservisten kritisieren Stümperei

Die Zustände müssen katastrophal gewesen sein, sonst hätten die Soldaten nicht zu einem derart unsoldatischen Mittel gegriffen: In einem offenen Brief kritisierten israelische Reservisten die Unfähigkeit der Armeeführung im Libanon-Krieg.

In dem Brief, der am Montag in den israelischen Tageszeitungen abgedruckt wurde, schrieben sie: "Ihre Unentschlossenheit manifestierte sich in Form von Passivität, nicht ausgeführten Operationsplänen und gestrichenen Kampfaufträgen." Das Kriegsziel sei "nie klar definiert gewesen und sogar während der Kampfhandlungen geändert worden".

Die Reservisten der so genannten Speerspitzen-Brigade betonten, dass sie der Mobilisierung gefolgt seien, um "für die gerechte Sache des Schutzes der Bürger Israels das Leben zu riskieren". "Das drückende Gefühl", heißt es jedoch in dem Offenen Brief weiter, dass in den Rängen über uns nichts als unzureichende Vorbereitung, Unernsthaftigkeit, Mangel an Voraussicht und Unfähigkeit zu rationalen Entscheidungen vorherrschen, führt zu der Frage: Wurden wir für nichts und wieder nichts mobilisiert?"

Olmert knickt ein

Der Brief endet mit der Forderung nach einer "gründlichen und substanziellen Untersuchung" durch eine staatliche Kommission. Nur eine solche könne "die Vertrauenskrise zwischen uns Kämpfern und den höheren Rängen" beseitigen.

Die geforderte Untersuchung soll nach Vorstellung der Reservisten auch die Entscheidungen von Regierungschef Ehud Olmert und anderer Minister prüfen. Eine bereits von Verteidigungsminister Amir Perez einberufene Kommission soll bisher lediglich die militärischen Entscheidungen untersuchen. Angesichts des innenpolitischen Drucks signalisierte Olmert am Sonntag jedoch, auch einer breiteren Untersuchung zuzustimmen.

Fast 1400 Tote

In dem 34-tägigen Krieg zwischen Israel und der radikal-moslemischen Hisbollah kamen fast 1200 Menschen im Libanon sowie knapp 160 Israelis ums Leben. Der Konflikt war ausgebrochen, nachdem die Hisbollah Mitte Juli zwei israelische Soldaten entführt hatte. Sie befinden sich nach wie vor in Gefangenschaft. Nach dem Ende der Kämpfe bezeichneten sich beide Seiten als Sieger des Krieges.

DPA · Reuters
DPA/ Reuters