Der italienische Oppositionsführer und Wahlsieger Romano Prodi arbeitet trotz des Streits um den Ausgang der Parlamentswahl bereits an der Regierungsbildung. "Genug ist genug. Lasst uns an die Arbeit gehen", sagte Prodi am Sonntag vor Journalisten in seiner Heimatstadt Bologna. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte sich noch am Samstag geweigert, seine Niederlage anzuerkennen.
"Ich arbeite schon im Stillen an der neuen Regierung, und das ist, was getan werden muss", sagte Prodi, dessen Mitte-links-Allianz bei der Wahl vor einer Woche eine knappe Mehrheit erzielt hatte. "Das Land muss atmen, es muss aufsteigen, es braucht Freude, es muss sich erholen." Dagegen schrieb Berlusconi am Samstag in der Tageszeitung "Corriere della Sera": "Zumindest auf Grundlage der Stimmenmehrheit gibt es keinen Sieger und keinen Verlierer."
Berlusconi fordert Bündnis
Er bekräftigte seinen Aufruf an Prodis Bündnis, eine Koalition zu bilden. Ein solches Bündnis dürfe nicht prinzipiell ausgeschlossen werden, schrieb er. Berlusconi hatte Prodi bereits Anfang der Woche ein entsprechendes Angebot unterbreitet, das die Opposition jedoch strikt ablehnte.
Das amtliche Wahlergebnis wird erst bekannt gegeben, wenn die Überprüfung von rund 5.200 umstrittenen Stimmzetteln abgeschlossen ist. Eine Bestätigung von Prodis knappem Sieg galt jedoch als sicher. Nach dem vorläufigen Ergebnis gewann das Mitte-links-Bündnis die Mehrheit im Abgeordnetenhaus mit einem Vorsprung von 25.000 Stimmen.