Der designierte italienische Ministerpräsident Romano Prodi hat die 61. Nachkriegsregierung gebildet und seine Kabinettsliste Staatspräsident Giorgio Napolitano vorgelegt. Nach Angaben von Napolitanos Büro sollte die Regierung noch am Nachmittag vereidigt werden.
Der Präsident hatte Prodi erst am Dienstagabend den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. Dem Kabinett gehören zwei ehemalige Regierungschefs an. Zum Außenminister ernannte Prodi den Exkommunisten Massimo D'Alema, der Sozialist Giuliano Amato wird Innenminister. Das Amt des Wirtschaftsministers übernimmt der renommierte Ökonom Tommaso Padoa Schioppa, ein früheres Vorstandsmitglied der Europäischen Zentralbank. Prodis enger Berater Arturo Parisi wurde zum Verteidigungsminister ernannt.
"Kabinett mehr links als Mitte"
Prodi stand bis zur letzten Minute in Verhandlungen über die 25 Posten, um die von ehemaligen Christdemokraten bis Kommunisten zehn Gruppierungen und Parteien rangelten. Die Streitigkeiten offenbarten die Schwierigkeiten, die vor Prodi stehen. Nach seinem ersten Sieg über Berlusconi 1996 hielt sein damaliges Links-Bündnis gerade einmal zwei Jahre, bevor es durch einen Rückzug der Kommunisten zu Fall gebracht wurde, denen seine Politik nicht links genug war. Kritiker bezweifeln, dass die Allianz diesmal stabil genug ist und ihre denkbar knappe Mehrheit überhaupt ausreicht, um die überfälligen, aber unpopulären Reformen zu beschließen.
"Glück ist nicht von dieser Welt"
Unter den 25 benannten Ministern haben zunächst acht noch kein Ressort zugeteilt bekommen. Unter ihnen werden unter anderem noch die Ministerien Regionale Entwicklung, Familie, Jugend und Sport sowie EU-Angelegenheiten verteilt. Zudem finden sich in der Riege mit sechs Frauen weniger Ministerinnen wieder als von Prodi versprochen worden war.
"Wir sind zufrieden. Möglicherweise sind nicht alle glücklich mit dem Ergebnis, aber das Glück ist nicht von dieser Welt", sagte Prodi kurz bevor er die Ministerliste veröffentlichte. In den italienischen Medien wurde das Kabinett als "mehr links als Mitte" beurteilt. Das Gewicht habe sich zur Linken geneigt, "sogar noch stärker als diejenigen erwartet haben, die das Bündnis gewählt haben", hieß es in der führenden Tageszeitung "Corriere della Sera".