Mehr als 37 Millionen Menschen leben im Ballungsraum Tokio. Damit ist die japanische Hauptstadt die bevölkerungsreichste Metropole des Planeten. Und die Stadt platzt nicht nur selbst aus allen Nähten – gleichzeitig schrumpft die Bevölkerung auf dem Land. Um dem entgegenzuwirken, erhöht die Regierung eine bereits bestehende Umzugsprämie drastisch: Eine Million Yen (7260 Euro) pro Kind soll eine Familie aus Tokio bekommen, wenn sie sich außerhalb der Stadtgrenzen eine neue Heimat sucht. Zuzüglich weiterer Subventionen sollen Familien umgerechnet insgesamt mehr als 20.000 Euro Hilfe beziehen können.
Regierung behält sich Geld-zurück-Garantie vor
Anspruch auf die Prämie sollen alle Familien mit Kindern unter 18 Jahren haben, die in einem der 23 Kernbezirke oder in einer der benachbarten Pendlerpräfekturen Saitama, Chiba und Kanagawa leben. Auch, wer in die unbeliebten, bergigen Gebiete innerhalb der Stadtgrenzen zieht, soll entlohnt werden, berichtet der britische "Guardian" unter Berufung auf die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Außerdem muss mindestens ein Familienmitglied entweder eine neue Anstellung vor Ort finden, den alten Job im Homeoffice fortführen oder ein eigenes Unternehmen in der neuen Heimat gründen, so die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei". Finanziert werden soll die Prämie zur Hälfte vom japanischen Staat, zur Hälfte von den Gemeinden. Allerdings behält sich die Regierung eine Geld-zurück-Garantie vor. Frühestens nach fünf Jahren soll eine Familie nach Tokio zurückziehen – andernfalls fordert der Staat die Prämie zurück.
Das Lockangebot ist an sich nichts Neues – bisher lag der Zuschuss allerdings deutlich niedriger, bei 300.000 Yen (rund 2200 Euro). Ab April soll die neue Regelung gelten.
Wie der "Guardian" weiter schreibt, haben seit der Programmeinführung vor drei Jahren allerdings nur wenige Familien die Prämie in Anspruch genommen. Erst die coronabedingte Ausweitung des Homeoffice habe 2021 für einen Schub gesorgt. "Nikkei" zufolge hoffen die Initiatoren, dass bis 2027 mindestens 10.000 Menschen aufs Land ziehen.
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Japan kämpft mit Landflucht – und vor allem mit Bevölkerungsrückgang
Viele Dörfer in Japans ländlichen Gegenden gleichen inzwischen Geisterstädten. Vor allem die ohnehin wenigen jungen Menschen zieht es in Großstädte wie Tokio oder Osaka. Wie die "Financial Times" schreibt, sollen bis 2023 rund zehn Millionen Wohnungen leer stehen. Gleichzeitig sind die Eigentumspreise in den Metropolen in den letzten Jahren in die Höhe geschossen.
Japan kämpft allerdings nicht nur mit der Landflucht, sondern auch mit Überalterung und einem allgemeinen Bevölkerungsschwund. Der "Japan Times" zufolge wurden 2022 nur 800.000 Kinder geboren – ein historischer Tiefststand seit Beginn der Aufzeichnungen 1899. 2021 lag die Geburtenrate mit 1,3 je Frau deutlich unter dem nötigen Grenzwert von 2,1, den es zum Erhalt der aktuellen Bevölkerungszahl braucht.
Prognosen zufolge wird die japanische Bevölkerung bis 2050 um rund 20 Millionen Menschen schrumpfen. Gleichzeitig werden die Menschen hier immer älter. Machten 1950 Senioren ab 65 Jahren noch knapp fünf Prozent der Gesamtbevölkerung aus, sollen sie 2050 mehr als ein Drittel stellen.
Quellen: "Guardian"; "Japan Times"; "Financial Times"; "Statista"