Jeb Bush redet, als wäre er schon Kandidat. Wenn nicht schon Präsident. Vier Prozent Wachstum, 19 Millionen neue Jobs - das sind Verheißungen, die derzeit kein anderer wagt. Seine Anhänger in Miami jubeln. Endlich kommt der sonst Zurückhaltende, ja als introvertiert geltende Mann aus der Deckung. Sein Credo: Ich kann es - und ich kann es besser. "Wir werden die Zukunft in diesem Land wieder in die Hand nehmen." Die Republikaner atmen auf.
Voll in die Falle
Erst letzte Woche hat "Bush3" sich in Europa in Sachen Außenpolitik schlaugemacht. An diesem Montag, bei seiner Antrittsrede in Miami, weiß er schon, wo es langgeht. Die Stichworte: Amerika muss zur "Supermacht wie keine andere" werden. Die Armee muss gestärkt werden. "Sie haben mein Wort: Ich werde es tun." Ausdrücklich hebt er die Freundschaft mit Israel hervor. Die Pläne Barack Obamas, nach Kuba zu reisen, verdammt er. Von Russland, dem Nahen Osten oder China kein Wort. "USA, USA" skandieren seine Anhänger.
Tatsächlich hat Jeb Bush ein echtes Problem. Das Problem heißt: Wie hältst Du es mit Deinem Clan? Anpassen oder sich besser absetzen? Die Frage lautet: Ist der große Name eher Segen oder Fluch? "Politik und Familienloyalität", nennen Insider in Washington das Dilemma.
Neulich etwa erlebte "Bush3" seinen ersten Wahlkampf-Fauxpas. Ausgerechnet beim Thema Irakkrieg. Ein Journalist lockte ihn aufs Glatteis: Ob er denn wie George W. 2003 den Krieg begonnen hätte, selbst wenn er gewusst hätte, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen versteckt? Jeb Bush bejahte - und trat damit voll in die Falle.
Der Bush-Clan als Bürde
Schlimmer noch: Anschließend versuchte er sich herauszureden. Er habe die Frage missverstanden. Er beantworte nicht derart hypothetische Fragen. Um dann später einzuknicken und zu bekennen: "Ich wäre nicht in den Irak gegangen." "Vietnam der republikanischen Partei", meint die "Washington Post".
Klares Zeichen, welch große Bürde die Familie ist: Das offizielle Wahlkampf-Logo des Bewerbers heißt schlicht "Jeb 2016" - der Name Bush kommt nicht vor!
Vor dem Einzug ins Weiße Haus stehen noch ein paar Hürden, die auch der 1,90-Meter-Mann Bush nicht übersehen sollte. Da haben nicht nur bereits zehn republikanische Konkurrenten ihren Anspruch angemeldet, darunter Schwergewichte wie Marco Rubio, Senator aus Florida. Weitere werden sich melden, auch ernstzunehmende Gegner.
Verheiratet mit einer Mexikanerin
Zwischen Bush und dem Weißen steht vor allem diese Frau mit einem ebenfalls großen Namen, ebenfalls Mega-Ehrgeiz und ebenfalls großem Geld hinter sich: Hillary Clinton. Das wäre "das Rennen der Dynastien", nach denen sich US-Medien schon heute die Finger lecken. Doch gemach: Auch hier sind die Würfel noch längst nicht gefallen.
Bereits 2008 wähnte sich Clinton schon am Ziel - bis dieser weithin unbekannte "junge Mann" Barack Obama auftrat.
Er sei möglicherweise "der einzige Republikaner mit einer Mischung aus Geld, Schneid und politischem Geschick, der Clinton das Wasser reichen könnte", meinte das "Time Magazine" unlängst. Die Vorteile des Bewerbers liegen auf der Hand: Jeb Bush kommt aus dem wichtigen Swing-State Florida, in dem schon Präsidentschaftswahlen entschieden wurden. Zudem ist er mit einer Mexikanerin verheiratet und spricht Spanisch - die Latinos unter den Wählern werden das zu schätzen wissen.
Skepsis gegenüber "Bush 3"
Der Multikulti-Mann und Katholik Bush symbolisiere geradezu die "Metamorphose der Nation" - ein Amerika, das immer bunter wird, immer weniger weiß und immer weniger protestantisch. Mit Schrecken denken Republikaner an die Wahlen 2012 zurück, als Mitt Romney verlor - vor allem, weil Barack Obama ihm die Latinostimmen wegschnappte.
Kein Zweifel: Bush hat manches Plus auf seiner Seite. "Allerdings nur dann, wenn ihn sein Name nicht vorher untergehen lässt", wie das "Time Magazine" warnt. Da sie niemals einen König oder Kaiser hatten, lieben die Amerikaner zwar ihre politischen und industriellen Dynastien wie die Rockefellers und Kennedys. "Aber nach zwei Bushs im Oval Office stehen sogar viele Republikaner einem dritten Bush misstrauisch gegenüber."