Joe Biden war ganz offensichtlich sehr zufrieden. Sein Außenminister Antony Blinken habe in Peking einen "verdammt guten Job gemacht", sagte Biden am Montag bei einem Besuch im US-Bundesstaat Kalifornien. Der Spitzendiplomat war als erster US-Außenminister seit fünf Jahren in China aufgeschlagen.
Doch nur einen Tag später leistet sich sein Chef einen verbalen Ausrutscher – mal wieder. Diesmal kam zur fraglichen Wortwahl auch schlechtes Timing dazu.
Xi Jinping empfängt US-Außenminister Antony Blinken in Peking
Ob Handelsstreitigkeiten, Chinas Unterstützung für Russland oder Pekings Zähnefletschen in Sachen Taiwan: Das Verhältnis der beiden Supermächte war zuletzt so angespannt wie lange nicht. Umso größer waren die Erwartungen an Blinkens Besuch.
Nach zwei Tagen intensiver Gespräche dann leichtes Aufatmen. Beide Seiten seien sich einig, "dass wir unsere Beziehung stabilisieren müssen". Weitaus hoffnungsvoller stimmte auch der Empfang des Staats- und Parteichefs. Xi Jinping hatte den obersten US-Diplomaten persönlich getroffen – eine ungewöhnliche Geste. Bei ihrem Treffen sprach Xi von "Fortschritten" durch Blinkens Besuch. Man habe sogar "Übereinstimmung in bestimmten Fragen erzielt".
Und dann kam Joe Biden. Der US-Präsident ließ sich bei einem Wahlkampfauftritt am Dienstag im kalifornischen Kentfield zu einer unglücklichen Formulierung hinreißen.
Joe Biden unterläuft Fauxpas im Nebensatz
"Der Grund, warum Xi Jinping sehr verärgert war, als ich diesen Ballon mit zwei Waggons voller Spionageausrüstung abgeschossen habe, ist, dass er nicht wusste, dass er da war", zitieren mehrere US-Medien den Präsidenten. Biden bezog sich damit auf den mutmaßlichen Spionageballon, der im Februar über weite Teile der USA geflogen war und neben weltweitem Aufsehen für einen schweren Knacks in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen gesorgt hatte. Ein lang geplanter Besuch Blinkens wurde damals kurzfristig abgesagt. Wie der 80-Jährige Biden bei seinem Auftritt im Vorort von San Francisco überhaupt auf das Thema China kam, ist unklar.
Gegen diese Staats- und Regierungschefs ist Joe Biden fast ein Jungspund

Der eigentlichen Fauxpas unterlief ihm allerdings in einem Nebensatz: "Das ist es, was für Diktatoren sehr peinlich ist, wenn sie nicht wissen, was passiert ist". Theoretisch erfüllt Xi gleich eine ganze Reihe von Kriterien für einen Diktator. Seit Staatsgründer Mao Tsetung war kein Chinese mächtiger. Sein Einfluss auf die Kommunistische Partei – und damit de facto auf die Regierung – gilt als nahezu uneingeschränkt.
Fragt sich, ob die Formulierung des US-Präsidenten, der für seine teils peinlichen Ausrutscher bekannt ist, in dem Fall produktiv war. Schließlich ging es beim Besuch seines Außenministers in Peking eher um Respekt als um konkrete Vereinbarungen.
Quellen: "Washington Post"; "Reuters"; DPA