Der Begriff Pulverfass klebt am Kaukasus wie Kaugummi. Der Vergleich ist aber schon deswegen schief, weil so ein Fass, einmal entzündet, auch nur genau einmal abbrennt. Danach ist Ruhe. Anders als im Kaukasus. Im Süden der Gebirgsregion hat sich nun wieder einer der zahllosen Konflikte entladen: Aserbaidschan hat Bergkarabach angegriffen – eine winzige Region, die zwar zu Aserbaidschan gehört, aber von Armeniern bewohnt wird. Vereinfacht gesagt.
Die Schnellentzündlichkeit des Kaukasus
Aber einfach ist nichts in der Gegend. Das fängt schon mit den Namen an. In Dagestan zum Beispiel, auf russischer Seite, leben keine Dagestaner sondern Darginer, doch die sind nicht einmal die Mehrheit, sondern die Awaren. Daneben wird der Landstrich von Aserbaidschanern, Lesgiern, Kumyken, Laken und Nogiern bevölkert. Und natürlich Russen. 94 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, seit 30 Jahren erschüttern Terrorakte, Morde und Entführungen das Land.
Nördlich von Dagestan liegt Tschetschenien, das mit der Auflösung der Sowjetunion wagte, sich für unabhängig zu erklären. Russland versuchte dieser Bestrebung 1994 ein Ende zu setzen und marschierte dort ein. Der Feldzug wurde für Moskau zum Desaster, weswegen Wladimir Putin als Ministerpräsident 1999 erneut begann, Tschetschenien zurückzuerobern und es dabei in Schutt und Asche bombte.
Das sind nur zwei Beispiele für die Schnellentzündlichkeit des Kaukasus'. Fast alle Ethnien, Völker, Staaten und selbsternannte Republiken liegen irgendwie mit- und untereinander im Clinch – Lösungen sind nicht ansatzweise in Sicht.
Die wichtigsten Konflikte im Überblick: