Kenianische Truppen rücken weiter in Somalia vor. Nach Angaben der kenianischen Zeitung "The Standard" haben die Einheiten seit Beginn der Operation am vergangenen Wochenende bereits 75 Rebellen der radikalislamischen Al-Schabaab-Miliz getötet. Die Gruppe soll für die Entführung mehrerer Europäerinnen verantwortlich sein. Die kenianischen Soldaten werden von Milizen der somalischen Übergangsregierung unterstützt.
Unterdessen einigten sich die Regierungen beider Länder auf eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen die Rebellen. Bei einem hochrangigen Regierungstreffen in Mogadischu hätten sich beide Seiten darauf verständigt, ihre Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen zu verstärken und das gemeinsame Ziel zu verfolgen, die Gruppe "auszulöschen", berichtete die Zeitung "Daily Nation" am Mittwoch.
Die Al Schabaab, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida hat, hatte zuletzt mehrmals mit Vergeltung gedroht: "Die kenianische Regierung wird wegen ihres Eindringens auf unser Territorium viele Menschenleben verlieren", sagte ein Sprecher der Rebellen im Radio. "Sie greifen uns aus der Luft und an der Grenze an, und wir müssen uns vereinigen und zurückschlagen."
Aus dem Rollstuhl entführt
Gleichzeitig wurde bekannt, dass die aus einem kenianischen Urlaubsort entführte Französin Marie Dedieu tot ist. Der französische Außenminister Alain Juppé bezeichnete die Tat vor Journalisten als "Akt der Barbarei". Die auf einen Rollstuhl und Medikamente angewiesene 66-jährige Journalistin war am 1. Oktober ins benachbarte Somalia verschleppt worden. Details zu den Umständen ihres Todes wurden nicht bekannt.
In der vergangenen Woche waren auch zwei spanische Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" in der Nähe des kenianischen Flüchtlingscamps Dadaab gekidnappt worden. Eine britische Touristin war bereits zuvor vom kenianischen Inselarchipel Lamu entführt worden.
"Wir sind zutiefst besorgt über das Schicksal unserer beiden Kolleginnen. Wir bemühen uns intensiv um ihre rasche Freilassung und sichere Rückkehr", sagte José Antonio Bastos, Präsident der spanischen Sektion von "Ärzte ohne Grenzen". "Jeglicher Einsatz von Gewalt könnte das gefährden." Ein Krisenstab sei mit allen entscheidenden Akteuren in Kontakt.
Truppen aus Kenia sind seit dem Wochenende in Somalia aktiv, um eine Pufferzone zwischen den beiden Ländern zu schaffen. Ihr Ziel ist es, die Rebellen von der Grenze fernzuhalten und die entführten Frauen zu retten.
Dürreopfer leiden unter Bürgerkrieg
Die al-Schabaab kämpft seit 2007 gegen die somalische Übergangsregierung. Sie hat weite Teile des Südens und des Zentrums des Landes unter ihrer Kontrolle und blockiert Hilfslieferungen an die von der verheerenden Dürre in dem Bürgerkriegsland betroffenen Menschen. Zuletzt tötete die Gruppe bei einem Bombenanschlag in Mogadischus Regierungsviertel Anfang Oktober Dutzende Menschen. Kenia fürchtet als beliebtes Touristenziel und um seinen Ruf als Urlaubsland.