Die UN-Klimakonferenz in Lima hat sich auf erste Grundlagen für einen Weltklimavertrag geeinigt. Die zusammengeschriebene 37-seitige Vorlage ist dünn: Innerhalb der nächsten drei Monate sollen die einzelnen Regierungen nationale Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen formulieren.
Die Kriterien dafür sind vage, der Abgabetermin Auslegungssache. So sollen die Zusagen der Länder möglichst bis zum kommenden März, spätestens bis zur nächsten UN-Klimakonferenz Ende 2015 in Paris vorgelegt werden.
Bedeutet: Die Zukunft der Erde wurde erneut vertagt. Umweltverbände warnen, gesprächsunbereite Industrienationen feiern.
Schwache Vorgaben
Die Staaten dürfen ihre Ziele individuell festlegen, dabei aber nicht hinter bereits gemachte Zusagen zurückfallen. Ein Zusatz, der selbstverständlich sein sollte. Besonders schwach sind die Anforderungen, die die Länder hinsichtlich Transparenz und Vergleichbarkeit der nationalen Reduktionsziele erfüllen sollen. Die zu Grunde liegenden Vergleichsjahre, ein Zeitplan sowie Methoden zur Erhebung der Zahlen können angegeben werden, verpflichtend ist es nicht.
Die Verhandlungen haben gezeigt, wie viel Vertrauen unter den Staaten verloren gegangen ist. Und wie wenig kompromissbereit einige Länder sind. Deutschland und alle anderen Industrienationen müssen den Entwicklungsländern zeigen, dass sie uns in der Frage der Finanzierung vertrauen können.
Die ärmsten Länder und kleine Inselstaaten müssen sich laut Beschluss der Konferenz bei der Minderung der CO2-Emissionen nicht beteiligen, können aber freiwillig Strategien zur Emissionsreduzierung vorlegen. Zwar wurden in Lima finanzielle Hilfen für ärmere Länder angemahnt, um sie bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, den Industrieländern werden in diesem Punkt aber erneut keine klaren Vorgaben gemacht.
Einzige gute Nachricht aus Lima: Der Green Climate Fund hat die Schwelle von zehn Milliarden US-Dollar erreicht. Besonders positiv: Sogar Entwicklungsländer haben in den Fonds eingezahlt. Auch wenn die Summe bei Weitem nicht ausreichen wird, um die Anpassungen an den Klimawandel zu finanzieren, so ist es doch ein wichtiges Zeichen.
Pure Erschöpfung
Allen großen Worten zum Trotz, Klimaschutz sei zur Abwendung einer globalen Katastrophe wichtig, sind in Lima Rahmenbedingungen vereinbart worden, die dazu führen werden, dass das 2-Grad-Ziel deutlich verfehlt wird. Der Weg nach Paris ist damit kein leichter, sondern ein weiter geworden.
Die zweitägige Verlängerung der Klimakonferenz führte weniger zu nachhaltigen Lösungen als zur puren Erschöpfung. Nach dem besiegelnden Hammerschlag des Verhandlungsleiters, Perus Umweltminister Manuel Pulga Vidal, um halb zwei Uhr nachts Ortszeit, konnte man das erleichterte Aufatmen der beteiligten 195 Ländervertreter förmlich über den Atlantik herüber wehen hören. Endlich vorbei das Ganze! Noch ein weiteres Jahr Zeit, um sich in Ruhe zu überlegen, wie weiteren Klimakompromissen aus dem Weg gegangen werden kann.
Anna-Beeke Gretemeier hat die vergangenen drei Jahre für den NABU-Bundesverband gearbeitet. Sie findet: Schluss mit den Klimakompromissen! Folgen können sie ihr auf Twitter @AnnaGretemeier