Konferenz Geld und Soldaten für Afghanistan

Die Weltgemeinschaft will Afghanistan mit mehr Geld und Soldaten vor neuer Gewalt und weiterem Drogenanbau schützen. Mit 8,2 Milliarden Dollar soll der Wiederaufbau gesichert werden.

Die Weltgemeinschaft will Afghanistan mit mehr Geld und Soldaten vor neuer Gewalt und weiterem Drogenanbau schützen. Die Präsenz der internationalen Truppen im Landesinneren soll verstärkt, die Finanzhilfe in den nächsten drei Jahren auf 8,2 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Das ist das Ergebnis der zweitägigen Afghanistan- Konferenz von 56 Staaten in Berlin. Zum Abschluss am Donnerstag dankte Afghanistans Präsident Hamid Karsai für die Unterstützung des Friedensprozesses, den sein Land ohne Hilfe von außen nicht bewältigen würde: "Ich bin heute sehr zufrieden."

8,2 Milliarden Dollar Aufbauhilfe

Noch bis zum Sommer sollen fünf neue regionale Wiederaufbauteams (PRT) aus Soldaten und zivilen Helfern gebildet werden. Weitere sollen später folgen. Bisher gibt es elf solcher Teams, davon ein deutsches in Kundus. Besonders sollen die im September geplanten ersten freien Wahlen abgesichert werden. Es müsse sichergestellt werden, dass die Afghanen "ihre Chance nutzten, ihr Schicksal in freien und fairen Wahlen zu bestimmen", sagte Karsai.

Die internationale Staatengemeinschaft sagte Karsai aber auch zu, die Truppen so lange im Land zu lassen, bis Afghanistan selbst für seine Sicherheit sorgen kann. Karsai zufolge könnte das noch zehn Jahre dauern. Die größte Bedrohung geht nach afghanischen Angaben von rund 100 000 Milizionären aus, die bis 2006 entwaffnet werden sollen und denen bisher nur 10 000 Regierungssoldaten gegenüberstehen.

Deutschland schickt mehr Soldaten

Deutschland wird sein PRT von jetzt 250 bis zu der vom Bundestag festgelegten Obergrenze von 450 Soldaten aufstocken. Damit stellt die Bundeswehr dann insgesamt 2250 Soldaten für Afghanistan. Es wird damit gerechnet, dass auch andere Staaten der Internationalen Schutztruppe (ISAF) ihre Mandate voll ausschöpfen. Derzeit sind rund 5500 ISAF-Soldaten in Kabul und Umgebung.

"Ich kann nicht sagen, wie viele zusätzliche Soldaten wir brauchen könnten", sagte Karsai. Seine Regierung sei darüber im Gespräch mit der NATO, der ISAF, den USA und den Vereinten Nationen (UN). Außenminister Joschka Fischer sagte auf die Frage, ob zusätzliche Soldaten für die Absicherung der Wahlen nötig seien: "Das müssen die Experten entscheiden." Er verwies auf das Treffen der NATO- Außenminister an diesem Freitag in Brüssel. Offen blieb zunächst, ob die neuen Teams - wie bislang nur die deutsche Gruppe in Kundus - unter ISAF- und damit NATO-Kommando oder im Rahmen des von den USA geführten Anti-Terror-Kampfes operieren werden.

"Sicherheitsgürtel" um Afghanistan soll Drogenhandels bekämpfen

Fischer würdigte die Fortschritte Afghanistans als beeindruckend. Karsai zufolge wird das Land aber immer noch von Terroristen bedroht. Außerdem gefährde der weitere Anbau von Schlafmohn zur Heroinherstellung "die Existenz des Staates". Es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung, dem Kampf gegen den Mohnanbau und der Sicherheit und Stabilität des Landes.

Afghanistan und seine sechs Nachbarländer vereinbarten in Berlin eine engere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Drogenhandels. Danach soll ein "Sicherheitsgürtel" um Afghanistan gezogen werden, mit dem der Export von Rauschgift aus dem wichtigsten Drogenproduktionsgebiet der Welt gestoppt werden soll. UN-Schätzungen zufolge wurden 2002 weltweit 4600 Tonnen Rohopium produziert, davon allein in Afghanistan auf einer Anbaufläche von gut 80 000 Hektar rund 3400 Tonnen. Etwa 75 Prozent des in Europa konsumierten Heroins stammt aus afghanischem Opium.

Nach der Ankündigung von 8,2 Milliarden Dollar Wiederaufbauhilfe für die kommenden drei Jahre sprach Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) von einem hervorragenden Ergebnis und einem klaren Signal für das Vertrauen in die afghanische Regierung und Bevölkerung. Die USA zahlen 2,9 Milliarden Dollar. Die EU ist mit insgesamt 2,2 Milliarden Euro zweitgrößter Geldgeber.

DPA