Der gestürzte kirgisische Präsident Kurmanbek Bakijew will offiziell abdanken, sofern ihm und seiner Familie sicheres Geleit zugesichert wird. "Ich werde in den Ruhestand gehen, wenn mir und meinen Angehörigen Sicherheit garantiert wird", sagte Bakijew am Dienstag auf einer Pressekonferenz in seinem Heimatdorf Tejit.
Doch noch herrscht Verwirrung darüber, ob die neue Führung der zentralasiatischen Republik zu Verhandlungen mit dem gestürzten Präsidenten über eine Straffreiheit bereit ist. Am Dienstagnachmittag meldete die Nachrichtenagentur AP, dass die Interimsregierung Bakijew eine Sicherheitsgarantie geben werde. Zuvor hatten kirgisische Medien in der Hauptstadt Bischkek berichtet, die Übergangsregierung wolle keine Verhandlungen mit dem "blutigen Diktator" führen.
Panzer rollen in den Süden
Die Regierung hatte zunächst nur Bakijew Straffreiheit zugesichert, dann aber nach Ablauf eines Ultimatums am Dienstag seine Immunität aufgehoben. Schon zuvor waren unter anderem gegen einen seiner Brüder sowie seinen Sohn Maxim Haftbefehle wegen Mordes ergangen. Sie sollen für die mehr als 80 Toten während des Volksaufstands vergangene Woche verantwortlich sein.
Die Übergangsregierung hat nach Angaben der Agentur Interfax schwere Panzer in den Süden des Landes verlegt, wo sich Bakijew aufhält. Zudem würden die Flughäfen des Landes kontrolliert, um eine Flucht zu verhindern.
83 Todesopfer bei Unruhen
Der 60-jährige Bakijew war nach der sogenannten Tulpenrevolution im Jahr 2005 mit dem Versprechen demokratischer Reformen Staatschef geworden. Im vergangenen Sommer wurde er in einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigt. Die Opposition und Menschenrechtsorganisationen warfen ihm Korruption und Unterdrückung der Meinungsfreiheit vor.
Bei den Auseinandersetzungen Mitte vergangener Woche zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften starben jüngsten Angaben der Behörden zufolge 83 Menschen. Mindestens 1600 weitere wurden verletzt, mehr als 560 befinden sich demnach noch im Krankenhaus.
Wichtiger US-Stützpunkt
Die Stabilität Kirgistans ist auch für die USA von strategischer Bedeutung. Der Luftwaffenstützpunkt Manas in der zentralasiatischen Republik spielt für die Versorgung der US-Truppen im nahe gelegenen Afghanistan eine wichtige Rolle. Erst am Montag hatten die USA ihre Truppentransporte über den kirgisischen Luftwaffenstützpunkt wieder aufgenommen, nachdem der Nachschub für den Einsatz in Afghanistan wegen des Umsturzes in Kirgistan zeitweilig über den Golfstaat Kuwait abgewickelt worden war. Am Mittwoch wird der hochrangige US-Diplomat Robert Blake zu Gesprächen in Kirgistan erwartet.