Bei einem Feuergefecht afghanischer Sicherheitskräfte sowie deutscher und US-amerikanischer Soldaten mit unbekannten Angreifern am Flughafen Kabul ist eine afghanische Sicherheitskraft getötet worden. Drei weitere wurden am Montagmorgen verletzt, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Alle deutschen Soldaten seien unverletzt geblieben.
Nach Angaben der Bundeswehr kam es zu dem Schusswechsel gegen 04.15 Uhr (MESZ) am Nordtor des Airports. Von dem Flughafen starten die Evakuierungsflüge, mit denen westliche Staaten nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban eigene Bürger und afghanische Ortskräfte außer Landes bringen.
Als Kabul in die Hände der Taliban fiel – die Machtergreifung in Bildern

Deutsche Botschaft warnt Bundesbürger und Ortskräfte
Die deutsche Botschaft hatte erst kurz zuvor gewarnt, dass es an den Zugängen immer noch sehr häufig zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen komme. Das Tor im Norden sei weiter geschlossen. Aufgrund der Sicherheitslage riet die Botschaft Bundesbürgern und afghanischen Ortskräften "dringend" von Fahrten zum Flughafen ab. Es sei vorläufig grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben.
Die US-Regierung hatte erst am Sonntag Sorgen vor einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen oder in der Umgebung geäußert. "Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend", sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, im Sender CNN. Man nehme die Warnungen "absolut todernst". Die militant-islamistischen Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.
Die Bundeswehr hat inzwischen mehr als 2700 Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter mehr als 1800 Afghanen. In der Hauptstadt des Nachbarlandes Usbekistan, Taschkent, landete nach Angaben der Bundeswehr aus der Nacht ein Flugzeug mit 213 Passagieren. Vor einer Woche hatten die militant-islamistischen Taliban Kabul erobert und die Macht übernommen. Seitdem fürchten sich Oppositionelle, Journalisten, Menschenrechtler und auch Ortskräfte, die für westliche Staaten tätig waren, vor Racheaktionen.
Biden: Sicherheitszone am Flughafen Kabul erweitert
Die USA haben nach Angaben von Präsident Joe Biden die Sicherheitszone um den Flughafen von Kabul vergrößert. Die Taliban hätten sich dabei kooperativ gezeigt, sagte Biden vor Journalisten am Sonntag.

Die Lage am Flughafen hatte sich nach den Worten des deutschen Brigadegenerals Jens Arlt zunächst etwas entspannt. Es habe sich herumgesprochen, dass einige Tore zum Flughafen aus Sicherheitsgründen vorerst geschlossen blieben, sagte er. Die Lage könne sich aber jederzeit wieder ändern.
Unterdessen erklärten die Taliban, es gebe noch keine offizielle Verlängerung für den Abzug der ausländischen Truppen am Flughafen. US-Präsident Biden hatte vergangene Woche gesagt, dass die US-Truppen auch über den 31. August hinaus in Afghanistan bleiben könnten, um die Evakuierungen von US-Bürger und Ortskräften sicher durchführen zu können.