Leichenschändung Heftige Debatte in arabischen Foren

Dass deutsche Soldaten in Afghanistan Leichen geschädet haben, nehmen die arabischen Medien schulterzuckend zur Kenntnis. Aber in ihren Online-Foren geht es heftig zur Sache.

Erzürnte Muslime verwüsten dänische Einrichtungen, weil eine dänische Zeitung Karikaturen des Propheten druckte, sie verbrennen als Reaktion auf eine mehrdeutige Rede des Papstes deutsche Fahnen und lebensgroße Puppen an Kreuzen. Der Hass auf Amerikaner ist ohnehin allgegenwärtig. Geschürt durch die Folter in Gefängnissen, Vergewaltigungen und Respektlosigkeit gegenüber der Kultur der Muslime.

Dagegen nimmt sich die Berichterstattung arabischer Medien über die Leichenschändung durch deutsche Soldaten erstaunlich sachlich aus. Iranische Online-Nachrichtenseiten vermeldeten den Vorfall lediglich, auch pakistanischen Internet-Medien ist das Spiel mit dem Schädel bislang nur wenige Zeilen wert. Ausführlich berichtet der TV-Sender al Dschasira. Doch während in Deutschland der Vorfall die Top-Meldungen beherrscht, ist das Thema beim führenden arabischen Sender bereits durch andere Meldungen von der Homepage verdrängt worden.

Heftiger wird das Verhalten der Deutschen in den arabischen und internationalen Internet-Foren diskutiert. Die Reaktionen reichen von sachlicher Unaufgeregtheit bis zum Aufruf zu einem Volksaufstand. stern.de hat sich in den zahlreichen Beiträgen bei al Dschasira umgeschaut und einige Beiträge übersetzt.

Niemanden interessiert das hier

"Wir haben ein Proverb in Afghanistan, es drückt aus, dass wir uns mehr um die Toten als um die Lebenden kümmern. Afghanen, Taliban, Nord-Allianz und Kommunisten haben alle Schädel lebender Menschen eingeschlagen. Niemanden interessiert es hier ernsthaft, dass ein paar dumme deutsche Soldaten mit einem Schädel spielten. Einige glauben gar, die Afghanen erheben sich nun, um sich wegen eines Schädels töten zu lassen.

Als Muslim glaube ich, dass wir aus Erde erschaffen wurden und wenn wir sterben wieder zu Erde werden. Das heißt nicht, das kranke Deutsche mit Schädeln spielen dürfen. Ihr Verhalten ist jedoch nicht so schlimm, wie das einiger Afghanen, die Tausende massakriert haben, in dem sie Menschen in die Stirn schossen, während sie um Gnade flehten. Lasst sie uns (die deutschen Soldaten) verdammen, aber keine große Geschichte daraus machen." Aziz aus Afghanistan

Das ist Demokratie

"Sie geben Afghanistan Demokratie und Frieden, weshalb seid ihr so böse mit ihnen? Der Armee der Demokratie ist es doch erlaubt alles zu tun: töten, vergewaltigen, Frauen belästigen. Ja, das ist die demokratische Freiheit." (majid aus dem Iran)

Der Westen hat keine Moral

"Bevor die Soldaten zur Armee gingen, haben sie bereits in ihren Häusern, Schulen und im Alltag Unmoral gelehrt. Die meisten westlichen Gesellschaften beruhen auf dem Christentum. In diesen Gesellschaften ist die Moral komplett verschwunden. Man kann das auf der ganzen Welt sehen.

Die Amerikaner und die westlichen Staaten mögen mit ihren Waffen und ihrer Technik mächtig sein, aber bezüglich Charakter und Moral haben sie nichts zu bieten. (...) Warum sind wir geschockt von solchen Skandalen westlicher Soldaten? Sie wiederholen doch nur, was ihnen von ihrer Gesellschaft in der Heimat beigebracht wurde." Dr. Mujahid aus Indien

Die weiße Rasse hat Blut an den Händen

"Es zeigt sich immer und immer wieder, dass die gesamte weiße Rasse Blut an den Händen hat. Die deutschen Marodeure, die die Hälfte der europäischen Bevölkerung im Ersten und Zweiten Weltkrieg tötete, wurde wieder die Chance gegeben, menschliches Blut zu schmecken.

Die Nachricht selbst ist lächerlich gegenüber dem, was wirklich passiert. Ihr Ziel ist es, muslimische Länder zu erobern und die Menschen dort zu unterjochen, wie sie es im Mittelalter mit den Juden in Europa gemacht haben. Die Afghanen sollten gegen die Puppe Karzai und die weißen Söldner aufstehen. Afghanen sind stolze Krieger. (...) Möge Allah euch helfen." Commoner aus Bangladesch

Das sind einfach Kriminelle

"Es tut mir wirklich leid. Ich war in der deutschen Armee und hatte nichts Vergleichbares gesehen. Wir sind zum Respekt ausgebildet worden, aber in JEDEM Land gibt es respektlose Menschen.

Es sind einfache Kriminelle, die es irgendwie in die Armee geschafft haben. Schande über sie. Das ist kein typisch westliches Problem und es ist nicht richtig, dass, was geschehen ist, auf die gesamte westliche Kultur zu projizieren." Benjamin aus Deutschland

Das ist menschlich

"Menschen sind nun einmal Menschen, gleichgültig aus welchem Land. Wenn Du tausende Menschen aus jedem Land nimmst und in ein Kriegsgebiet packst, dann werden üble Dinge geschehen. Nicht wegen ihrer Rasse oder Religion, es ist eben die menschliche Natur.

Worauf es wirklich ankommt ist, wie die Allgemeinheit solche Vorfälle unterstützt. Wie reagieren die Bürger? Man kann nichts anhand von Einzelfallen beurteilen. Lasst uns den gesunden Menschenverstand nutzen. " Tavarish aus den USA

Die Deutschen sollten nirgendwo mehr hin

"Die deutsche Brutalität während der Weltkriege ist mit nichts vergleichbar. Es liegt ihnen im Blut. Man kann nichts Gutes von ihnen erwarten. An ihren Händen klebt nicht nur jüdisches Blut, sie sind auch Verantwortlich für die Massaker in Südafrika und Namibia. Der deutschen Armee sollte nicht erlaubt werden, überhaupt irgendwo in der Welt einen Auftrag zu übernehmen." k.m aus den USA

Die Muslime müssen sich selbst mehr bestimmen

"Das alles wird so weitergehen. Guantanamo, Abu Garib, Afghanistan, Irak, Libanon, Palästina. Vielleicht bald schon in Syrien, Iran oder Bangladesch und Pakistan. Sie wollen unseren Imaan beschädigen, unsere Kultur und Werte. Sie wollen unsere Frauen vergewaltigen und uns zur Unreinheit führen. (...)

Wie lange wird das noch so weitergehen? Solange bis wir Muslims uns so weiterbilden, das wir dem Westen von Angesicht zu Angesicht begegnen können. Wir müssen uns selbst ausbilden, selbst regieren und unsere Ressourcen selbst verwalten, damit wir unsere eigene Technologie entwickeln und teilen können in der muslimischen Bruderschaft." Zakir aus Bangladesch

Lieber Früchte als Granaten

"Ich habe viele der Kommentare meiner muslimischen Brüder gelesen und ich begrüße das uns in Afghanistan entgegengebrachte Mitgefühl. Es ist ein muslimisches Land und wird es immer sein. Aber Afghanistan gehört den Afghanen, nicht den Muslimen in der Welt. Nicht den Pakistanern, Iranern oder Arabern.

Ich lebte als Kriegsflüchtling in diesen drei Ländern und wurde wie ein Hund von ihnen behandelt. Wenn es wirklich eine muslimische Bruderschaft gäbe, warum nennen die Iraner uns dann Afghanische Hunde, Pakistaner uns Landstreicher und Araber uns eine niedere Rasse?

Ich bin ein erfahrener Kämpfer. Ich kann gegen Deutsche und Amerikaner kämpfen, sie töten wie Geflügel. Aber ich weiß, dass sie netter und besser als unsere eigenen Leute sind und sie Frieden und Wohlstand nach Afghanistan bringen werden. Anstatt sie mit Geschossen aus meiner Panzerfaust zu überschütten, biete ich ihnen heute frische Früchte aus meinem Garten an. Friede und Glück allen Menschen (Muslimen und Nicht-Muslimen)" Majid Masjidee aus Afghanistan

Die Afghanen befreiten Europa

"Deutsche aus den USA/Kanada! Seid nicht so arrogant und hirnlos wie euer früherer Führer Adolf Hitler, der sechs Millionen unschuldige Juden in KZs und 20 Millionen Russen umgebracht hat. Was ist bloß los mit euch Faschisten? Glaubt ihr, ihr seid besser als der Rest der Menschheit? Erinnert euch an die Berliner Mauer!

Erinnert euch an die deutsche Wiedervereinigung! Es war das Blut armer Afghanen, das den Kommunismus und die Berliner Mauer einstürzen ließ. Es waren Afghanen, die ihr heiliges Blut für die Freiheit Osteuropas verloren. (...)

Der Westen hat die Afghanen verraten. Der Westen muss Geld in Afghanistan investieren. Deutsche aus USA/Kanada, wenn der Mut der Afghanen nicht gewesen wäre, würdet ihr Deutsche für immer russisch sprechen!" Abdul Salaam aus Afghanistan

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