Bei einem Bombenanschlag bei Beirut sind zwei Menschen getötet worden. Die Detonation ereignete sich im noblen Geschäfts- und Wohnviertel Kaslik nahe der überwiegend von Christen bewohnten Hafenstadt Dschunjeh.
Fünf weitere Menschen seien verletzt worden, sagten Vertreter der Polizei. Der Sprengsatz explodierte ihren Angaben zufolge in einem Einkaufszentrum, das zu diesem Zeitpunkt geschlossen war. In den Polizeikreisen hieß es weiter, bei den Toten handle es sich um zwei Bürger asiatischer Staaten, die in dem Gebäude gearbeitet hätten. Zunächst war von drei Toten die Rede gewesen. Erst vor fünf Tagen waren bei einem Autobombenanschlag in einem christlichen Viertel von Beirut elf Menschen verletzt worden. Das neuerliche Attentat verstärkte die Angst im Land, die politische Krise um den syrischen Einfluss weite sich aus und werde das Land ins Chaos stürzen.
Der frühere Außenminister und heutige Oppositionspolitiker Faris Buweis, dessen Wahlkreis Kaslik umfasst, rief die Bevölkerung zur Besonnenheit auf. Die Attentäter zielten nur darauf ab, im Libanon wieder zerstörerisches Sektierertum zu schüren. Erst am Samstag explodierte in einem christlichen Vorort von Beirut eine Autobombe vor einem achtstöckigen Wohnhaus, neun Menschen wurden verletzt. Die Opposition machte prosyrische Kräfte für die Tat verantwortlich. Die von Christen bewohnten Gegenden des Libanons gelten als Hochburgen der antisyrischen Opposition.
Vor einem Monat war der anti-syrische Politiker Rafik al-Hariri bei einem Bombenanschlag getötet worden, für den die libanesische Opposition Syrien verantwortlich machte. Zu den Gegnern des syrischen Einflusses gehören auch viele christliche Gruppen. Nach zahlreichen anti-syrischen Demonstrationen mobilisierte in den vergangenen Wochen allerdings unter anderem die pro-syrische Hisbollah im Süd-Libanon Hunderttausende von moslemischen Anhängern, die gegen den auch international geforderten Abzug Syriens protestierten.
Dach eingestürzt
Die Explosion brachte das Dach des mehrstöckigen Einkaufszentrums in Kaslik zum Einstürzen, so dass sich die Rettungskräfte auf ihrer Suche nach den Opfern durch schwere Trümmer kämpfen mussten. In benachbarten Gebäuden zerbarsten Fenster. Kaslik liegt etwa 20 Kilometer nördlich von Beirut an der Mittelmeerküste. Das Einkaufszentrum steht an einer tagsüber stark belebten Straße der Stadt.
"Es ist klar, dass diejenigen, die dieses Attentat verübt haben, die Sicherheit und Stabilität des Landes angreifen", sagte der oppositionelle Abgeordnete Faris Bouez am Anschlagsort. "Das ist eine politische Botschaft an die (anti-syrische) Unabhängigkeitsbewegung." "Die Absicht ist, Chaos zu stiften ... Das Ziel ist das Land", sagte auch der christliche Abgeordnete Ghanem al-Bun in Kaslik.
Der Libanon hat 1990 einen Bürgerkrieg beendet, in dem sich die zahlreichen Volks- und religiösen Gruppen im Land seit 1975 bekämpft haben. Syrien hatte zur Beendigung des Krieges zumindest das taktische Einverständnis der internationalen Gemeinschaft, als Ordnungsmacht einzugreifen. Dem Friedensabkommen von Taif zufolge sollte es seine Truppen jedoch nach und nach abziehen. Damit hat das Land aber erst in den vergangenen Wochen unter erhöhtem internationalem Druck begonnen.