Den libyschen Rebellen ist es gelungen, den Vormarsch der Gaddafi-Truppen im Osten des Landes aufzuhalten. Die Regimegegner erklärten am Montag, sie hätten die Stadt Al-Brega in der Nacht zurückerobert und dabei Dutzende von Soldaten der Truppen von Staatschef Muammar al Gaddafi gefangen genommen. Am Morgen wurde dann die von Rebellen kontrollierte Stadt Adschdabija im Osten des Landes bombardiert. Ein Flugzeug habe die Stadt mehrfach angegriffen, berichteten Aufständische. Die Armee bot abtrünnigen Soldaten dem Staatsfernsehen zufolge einen Straferlass an. Die Amnestie gelte für alle, die ihre Waffen abgäben und sich reuig zeigten.
Am Sonntagabend hatte Gaddafi in Tripolis die Botschafter von China, Indien und Russland einbestellt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Jana erklärte er ihnen, Ölfirmen aus ihren Heimatländern könnten jetzt in Libyen groß einsteigen. Etliche westliche Staaten hatten ihre Botschaften in Libyen bereits vor einigen Tagen geschlossen.
Aus dem Ausland brach auch am Montag einiges auf Gaddafi herein. Angesichts des gewaltsamen Vorgehens gegen das eigene Volk erließ Russland Sanktionen gegen den Machthaber. Gaddafi und seine Familie dürften russischen Boden nicht betreten, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax in einem Dekret von Präsident Dmitri Medwedew. Zudem würden keine Finanzgeschäfte mehr mit der libyschen Herrscherfamilie erlaubt.
Westerwelle will mehr Druck auf Gaddafi
Bundesaußenminister Guido Westerwelle kündigte verstärkte Sanktionen gegen Gaddafi an. Deutschland werde auf ein solches Vorgehen in den Vereinten Nationen drängen. "Wir wollen den Druck auf den Diktator Gaddafi erhöhen mit gezielten Sanktionen." Zugleich begrüßte Westerwelle, dass die Arabische Liga sehr klar mit dem System Gaddafi gebrochen habe. Er betonte allerdings, die Bundesregierung stehe der von der Arabischen Liga geforderten Flugverbotszone unverändert skeptisch gegenüber.
Lob gab es in der Causa Libyen für die Bundeskanzlerin - und das von ungewohnter und wohl auch unerbetener Stelle. Gaddafis Freund Hugo Chávez bezeichnete in seiner wöchentlichen Fernsehsendung die Haltung der deutschen Regierungschefin zu den Unruhen in Libyen als "intelligent". Zugleich kritisierte er Großbritannien und Frankreich, denen er vorwarf, einen Invasionsplan der USA zu unterstützen. "Die Kanzlerin hat gesagt, dass sie mit einer Invasion nicht einverstanden ist - das, was die USA vorschlagen", sagte Chávez in seiner Sendung "Aló Presidente" ("Hallo Präsident"). "Mit scheint die Haltung der deutschen Kanzlerin intelligent, aber die Engländer sind, nun gut, maßlos, die Franzosen auch, sehr merkwürdig, der Präsident Frankreichs kam mir schon sehr sonderbar vor."
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) soll sich aller Voraussicht nach noch am Montag mit dem Vorschlag einer Flugverbotszone über Libyen befassen. Frankreich verstärkte seine Bemühungen um eine solche Zone, ohne die die Rebellen kaum noch Chancen gegen die Gaddafi-Armee haben. Russland verlangte mehr Informationen zur Forderung der Arabischen Liga nach dem militärischen Schritt, denn die arabischen Länder hätten zugleich angedeutet, dass die Souveränität Libyens beachtet werden müsse, sagte Außenminister Sergej Lawrow in Moskau.