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US-Wahl 2020 "Nicht schön, aber effektiv": Wer alles Donald Trumps Debattenstil lobt

Donald Trump als Clown
Sehen Sie im Video: Biden nennt Trump einen "Clown" – Twitter-User nehmen die Steilvorlage dankend an.
Das Echo auf die erste TV-Debatte von Donald Trump und Joe Biden fiel verheerend aus: von Schande und Peinlichkeit ist die Rede. Doch es gibt auch die andere Seite. Lob etwa kommt aus New York und auch aus Deutschland.

Donald Trump sitzt auch deswegen im Weißen Haus, weil er versprochen hat, sich den Spielregeln, den Benimmcodes und Sprachsitten Washingtons zu widersetzen. Da liefert er auch zuverlässig ab und an seiner Anti-Establishment-Attitüde haben auch die vier Jahre als Präsident nichts geändert. Eher im Gegenteil. Weil sich seine Dauer-Aufmüpfigkeit langsam abnutzt, muss er die Dosis stetig erhöhen. Neuester Höhepunkt: Sein Auftritt im TV-Duell mit Joe Biden, der vielen als "Debatte der Schande" in Erinnerung bleiben wird.

Selbst für Trumps destruktive Verhältnisse war seine Diskussionsverhinderungstaktik ungewohnt harsch. Moderator Chris Wallace beklagte anschließend, wie frustriert und traurig er über den Verlauf der Debatte sei. Der Veranstalter der Präsidentenduelle kündigte an, sich für die nächsten Streitgespräche Änderungen einfallen zu lassen und das Presseecho auf den Abend in Cleveland, Ohio fiel generell vernichtend aus.

Sean Hannity und "New York Post" mit Lob

Doch tatsächlich gibt es auch Stimmen, die Donald Trump für seinen Auftritt loben und ihn als Sieger des Duells sehen – hier sind sie:

Da wäre natürlich zu allererst der US-Präsident selbst: "Wir haben die Debatte nach jedem Maßstab mühelos gewonnen", sagte Trump am Tag danach im Garten des Weißen Hauses. Zudem habe er "ungefähr sechs" Umfragen gesehen, die ihn als Sieger bei der Debatte gesehen hätten.

Fox-News-Mann und Präsidenten-Vertrauter Sean Hannitywarf den Kritikern von Trumps Debattenstil "Verlogenheit" vor. In einem regelrechten Wutausbruch wandte sich der Moderator an den "Medienmob, die Demokraten und die Hollywood-Eliten", die sich ihre "falsche Empörung" sparen sollten. "Ihnen fehlt seit vier Jahren grundlegender Anstand. Wir wissen, wie Höflichkeit auf der linken Seite aussieht. Sie haben uns jahrelang angelogen, Sie haben diesem Land mit Ihrer Russland-Verschwörungstheorie und den ganzen Lügen einen Höllentrip beschert", so Hannity.

Obwohl sich eine Reihe von Trumps Parteifreunden in den USA nach dem TV-Duell von ihrem Präsidenten distanzierten, gab es von den Auslands-Republikanern Unterstützung. George Weinberg verglich bei Sandra Maischberger das Aufeinandertreffen der Präsidentschaftskandidaten mit einer Pokalpartie: "Das Ganze erinnert mich an ein Fußballspiel Bayern München gegen einen Drittligisten. Die haben 0:0 gespielt, und dann heißt es natürlich, der Drittligist hat gewonnen!", sagte der Trump-Anhänger in der Talkshow. Der Präsident sei nicht für Stilfragen gewählt worden, werde aber von Beginn an attackiert. Trump ist Trump, und wenn er einen auf die Nase kriegt, schlägt er zurück!", so der deutsch-amerikanische Immobilienunternehmer.

Das konservative Boulevardblatt "New York Post" verteidigte ebenfalls den aggressiven Ton des gebürtigen New Yorkers Trump:"Wer soll Amerika verteidigen? In einer stürmischen Welt mit herumschleichenden Raubtieren wie dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping? Ein aggressiver Pitbull, der alles tut, um zu gewinnen? Oder ein grinsender Angsthase, der nur Schulhof-Beleidigungen kennt? Instinktiv oder absichtlich verfolgte der Präsident die Strategie der besten Rugby-Nationalmannschaft der Welt: die neuseeländischen All Blacks. Sie beginnen ihre Spiele mit Härte und Gewalt. Das ist nicht schön, aber effektiv, wenn Sie gewinnen möchten."

Die meisten wohlmeinenden Stimmen attestieren dem US-Präsidenten zwar einen fragwürdigen Stil, der aber konsequent auf seine Basis abziele: So schreibt etwa die linksliberale "Prawda" aus der Slowkai: "Eine detaillierte Diskussion über was auch immer erwartet von Trump schon gar niemand mehr. Trump hat sich in der Debatte benommen wie Trump. Er hat politisch nichts anderes mehr im Ärmel als Geschrei, Beschuldigungen, Gejammer und Verschwörungsideen. Und ja, das kann ihm noch immer genügen, die Wahl zu gewinnen, denn es ist offensichtlich, dass gerade das auf einen gar nicht so geringen Teil der Wähler attraktiv wirkt."

Quellen: DPA, "New York Post", Fox News, Prawda, Maischberger

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