Urteil im Mammutprozess Mafia-Jäger Nicola Gratteri: So brachten er und sein Team 338 Verbrecher hinter Gitter

Anwälte und Beamte verfolgen die Urteilsverkündung in Lamezia Terme
Anwälte und Beamte verfolgen die Urteilsverkündung in Lamezia Terme
© DPA
Im größten Mafia-Prozess Italiens seit Jahrzehnten wurden 338 Angeklagte verurteilt. Nicola Gratteri hatte die Verhandlungen als Staatsanwalt begleitet. 

Es war ein Mammutprozess, der am Montag in Lamezia Terme gegen Mitglieder der Ndrangheta zu Ende ging: 338 Angeklagte, die zu Gefängnisstrafen von insgesamt 2200 Jahren verurteilt wurden. Damit ist ein schwerer Schlag gegen die stärkste kriminelle Organisation Italiens und mit geschätzten 53 Milliarden Euro Umsatz auch eine der reichsten weltweit gelungen. Vom Prozessbeginn am 13. Januar 2021 an wurde Italiens größter Mafia-Prozess seit 30 Jahren in rasantem Tempo zu Ende gebracht – in einem eigens für das Verfahren zu einem Hochsicherheits-Gerichtssaal umgebauten Lagerhaus in Lamezia Terme. 

Vier Schwergewichte des mächtigen Clans Mancuso aus Vibo Valentia im süditalienischen Kalabrien kassierten die härtesten Strafen von bis zu 30 Jahren Haft. Den Boss Luigi Mancuso erwartet noch ein separater Prozess. Wegen Mafia-Begünstigung wurden auch ein früherer Abgeordneter der Berlusconi-Partei "Forza Italia" und ein Regionalabgeordneter der linksliberalen "Partito Democratico" sowie ein hochrangiger Offizier der Karabinieri verurteilt.

Mafiajäger Nicola Gratteri hatte die Ermittlungen, die zum Prozess führten, zwischen 2016 und 2019 über Kalabrien hinaus in elf Regionen Italiens koordiniert. Stränge führten bis nach Deutschland, in die Schweiz und nach Bulgarien. Der Prozess zeige auch, dass die Ndrangheta sich immer weiter vernetze und globaler werde, so Gratteri. Als leitender Staatsanwalt hatte er den Prozess bis zu den Plädoyers begleitet.