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Greg und David Gianforte Montanas Gouverneur soll Anti-Trans-Gesetze unterzeichnen – sein nicht-binärer Sohn stellt sich dagegen

Der Republikaner Greg Gianforte, seit 2021Gouverneur von Montana
Der Republikaner Greg Gianforte, seit 2021 Gouverneur von Montana
© Leigh Vogel / Imago Images
Wie in vielen republikanisch-regierten US-Staaten sind auch im beschaulichen Montana die Rechte von Trans-Menschen in Gefahr. Gouverneur Gianforte hat mehrere entsprechende Gesetze auf dem Tisch liegen. Doch nun kommt Gegenwind aus der eigenen Familie.

Hinweis der Redaktion: Nicht-binäre Menschen fühlen sich weder dem männlichen, noch dem weiblichen Geschlecht vollständig zugehörig. David Gianforte, das Kind des Gouverneurs von Montana, führt für sich selbst die englischen Pronomen he / they auf – daher die Bezeichnung "nicht-binärer Sohn".

Der US-Bundesstaat Montana ist für traumhafte Landschaft, Bergbau und Cowboys bekannt – nicht aber für seine progressive Politik.

Wie viele republikanisch-regierte Staaten weht auch in hier ein zusehends rauer Wind für die queere Gemeinde. Wie das gemeinnützige Investigativnetzwerk "Montana Free Press" (MTFP) berichtet, ist man im Treasure State drauf und dran, in Sachen LGBTQ-Rechte noch deutlich weiter nach rechts zu rücken. Gouverneur Greg Gianforte, der erste Republikaner im Amt seit 16 Jahren, steht kurz davor, eine Reihe restriktiver Gesetzesentwürfe zu unterzeichnen. Doch hat er die Rechnung offenbar ohne seinen Sohn gemacht.

Greg Gianforte: Karriere vs. Familie

David Gianforte habe sich verpflichtet gefühlt, die Beziehung zu seinem Vater im Sinne der queeren Menschen in Montana zu nutzen, sagte er gegenüber MTFP. Schließlich ist der 32-Jährige selbst Teil davon – er definiert sich als nicht-binär.

Konkret wolle er drei republikanische Vorhaben verhindern, in denen es darum geht, geschlechtsangleichende Behandlungen zu erschweren, eine strikt binäre Geschlechterdefinition festzulegen und Drag-Shows einzuschränken.

David, das zweitälteste von vier Kindern des Gouverneurs, habe sich zunächst per Mail an seinen Vater gewandt und ihn "als dein Wähler und dein Sohn" gebeten, sein Veto gegen die Entwürfe einzulegen. "Ich würde gerne deine Gedanken und Bedenken besser verstehen. Wann können wir uns treffen, um darüber zu sprechen? In Liebe, Dad", soll die Antwort des Vaters gelautet haben.

Ende März hätten sich Vater und Sohn dann zusammengesetzt. Bei dem Treffen habe David eine vorbereitete Erklärung verlesen, in der es unter anderen geheißen habe: "In meinem eigenen Interesse habe ich mich entschieden, mich vor allem auf Trans-Rechte zu konzentrieren, da dies eine Reihe meiner Freunde direkt betrifft ... Ich möchte das Argument vorbringen, dass diese Gesetzesentwürfe unmoralisch, ungerecht und offen gesagt eine Verletzung der Menschenrechte sind."

Gouverneur hört David Gianforte zu

Der Gouverneur habe den Argumenten seines Sohnes aufmerksam gelauscht und seinerseits erklärt, warum er das Vorhaben seiner Parteikollegen unterstütze. Sein Vater sei "besorgt um seine Karriere" und sei sich "bewusst, dass sein Verbleib im Amt des Gouverneurs davon abhängt, dass er die Republikanische Partei unterstützt, erklärte Gianforte Jr. gegenüber MTFP.

Ob und inwieweit er seinen Vater zum Umdenken bewogen hat, lässt sich nur vermuten. Eine offizielle Stellungnahme aus dem Gouverneursbüro gab es bislang nicht. "Der Gouverneur liebt seine Familie und schätzt ihre Gedanken, Ideen und Perspektiven", sagte dessen Sprecherin lediglich.

Am 17. April schickte der Gouverneur allerdings die umstrittenen Gesetzesentwürfe zurück an das Parlament. Er habe sich zwischenzeitlich mit Trans-Personen unterhalten und erkannt, dass "ihre Kämpfe real sind und ich mit ihnen fühle." Grundsätzlich lehnt er den restriktiven Gesetzesvorschlag aber weiterhin nicht ab – er habe lediglich Änderungswünsche angebracht. MFG zufolge nannte David die Worte seines Vaters "bizarr".

Montana wirft Trans-Abgeordnete aus Parlament

Wie viele konservativ-regierte Staaten hat auch das Parlament in Montana zuletzt zahlreiche Gesetze vorgebracht, die die LGBTQ-Gemeinde ins Visier nehmen und insbesondere Trans-Menschen benachteiligen. Dabei geht es den republikanischen Mehrheiten vorrangig darum, geschlechtsangleichende Behandlungen und Operationen für Minderjährige zu verbieten. Allein in diesem Jahr haben bereits elf Staaten entsprechende Verbote verabschiedet.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass die demokratische Trans-Abgeordnete Zooey Zephyr nicht mehr an Parlamentssitzungen in Montana teilnehmen darf. 68 ihrer republikanischen Kollegen warfen ihr vor, gegen die guten Sitten der Kammer verstoßen zu haben (die Hintergründe lesen Sie hier). Zephyr hatte während einer Debatte gesagt, die Befürworter eines solchen Verbots hätten "Blut an ihren Händen".

Der Nachrichtenplattform "Axios" zufolge kamen allein in Montana in der vergangenen Legislaturperiode zehn Anti-Trans-Gesetze zusammen. Spitzenreiter in dieser Hinsicht ist allerdings Texas. Im Lone Star State wurden 57 solcher Entwürfe auf den Weg gebracht. Aufsehen erregt hatte das texanische Landwirtschaftsministerium. Die Behörde unter der Leitung des erzkonservativen Trumpisten Sid Miller schreibt seinen Mitarbeitern offenbar seit Mitte April vor, sich "ihrem biologischen Geschlecht entsprechend" zu kleiden (der stern berichtete).

Quellen: "Montana Free Press"; "New York Times"; "Guardian"

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