Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat Israel eindringlich vor einer einseitigen Festlegung der Grenze zum Westjordanland gewarnt. Sollte der amtierende israelische Ministerpräsident Ehud Olmert entsprechende Pläne umsetzen, so drohe neues Blutvergießen, sagte Abbas in einem Interview mit der britischen Zeitung "The Guardian".
Olmert will zwar mehrere jüdische Siedlungen im Westjordanland auflösen, an den größten Siedlungsblöcken aber festhalten. Diese sollen beim Bau des umstrittenen Sperrwalls vom restlichen Westjordanland abgetrennt werden. "Sie wollen unseren Staat innerhalb der Mauern, ohne Verhandlungen. Niemand wird das akzeptieren. Der Kampf wird weitergehen", sagte Abbas dem "Guardian".
Olmert hat zwar angekündigt, er werde mit den Palästinensern über seine Pläne verhandeln. Zugleich machte er aber deutlich, dass er spätestens 2010 auch ohne Einigung die Grenzen festlegen wolle. Mit diesem Programm gewann der Vorsitzende der gemäßigten Kadima-Partei die Parlamentswahl Ende März, offenbar weil viele Israelis mit einer Abtrennung des Westjordanlands die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt verbinden. Abbas prophezeite indes, selbst ein Abzug der israelischen Truppen aus Teilen des Westjordanlands werde allenfalls eine Atempause bringen. "Nach zehn Jahren werden unsere Söhne das als ungerecht empfinden, und sie werden den Kampf wieder aufnehmen."