Nordkorea Neue Raketen erreichen Japan

Nachdem sich Nordkorea zur Atommacht erklärt hat, soll das stalinistische Land nun über Raketen verfügen, die erstmals Japan erreichen könnten. Und atomwaffenfähige Interkontinentalraketen sollen auch in Planung sein.

Nordkorea hat nach einem südkoreanischen Zeitungsbericht eine verbesserte Kurzstreckenrakete entwickelt, die außer Südkorea auch große Teile Japans erreichen kann. Die neue Raketenwaffe "Scud-ER" habe mit 1000 Kilometern eine doppelt so große Reichweite wie das bisherige Scud-C-Modell und eine höhere Zielgenauigkeit, berichtete am Dienstag "Chosun Ilbo" unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul.

Auf die Entwicklung der neuen ballistischen Rakete hätten Bilder von US-Spionagesatelliten hingedeutet, berichtet "Chosun Ilbo". Ob die neuen Raketen schon stationiert worden sind, sei unklar. Vom Verteidigungsministerium in Seoul gab es keine Bestätigung für die Informationen. Nordkorea hatte in der vergangenen Woche erstmals offiziell erklärt, über Atomwaffen zu verfügen.

Der Start einer mehrstufigen Taepodong-Mittelstreckenrakete in Nordkorea hatte 1998 die Region geschockt. Das Geschoss war über japanisches Gebiet geflogen und im Pazifik niedergegangen. US-Geheimdienste vermuten, dass Nordkorea außerdem an einer Interkontinentalversion der Taepodong-2-Rakete arbeitet, die eine atomare Sprengladung tragen könnte.

Nach Einschätzung des südkoreanischen Geheimdienstes ist Nordkorea möglicherweise im Besitz von einer oder zwei Atombomben. Das Land verfüge jedoch wahrscheinlich derzeit noch nicht über die Technologie, Atomsprengköpfe mit Raketen zu transportieren, hieß es koreanischen Medien zufolge in einem Bericht des Nationalen Nachrichtendienstes für das Parlament in Seoul. Südkoreas Vereinigungsminister Chung Dong Young hatte am Vortag vor dem Parlament das Bekenntnis Nordkoreas in Zweifel gezogen. Für Nordkoreas Behauptung gebe es keine Beweise. Es sei deshalb verfrüht, Nordkorea bereits als Atommacht zu bezeichnen.

Die USA wollen verstärkt gegen illegale Geschäfte Nordkoreas vorgehen. Der US-Außenamtssprecher Richard Boucher nannte am Montag in diesem Zusammenhang Drogenhandel, Schmuggel, Geldfälschung und Waffenverkauf. "Es darf nicht zugelassen werden, dass diese Aktivitäten ungestraft erfolgen." Zusammen mit Südkorea wollen die USA jedoch im Atomstreit mit Nordkorea weiter auf eine diplomatische Lösung setzen. Nordkorea müsse ohne Vorbedingungen zur Sechser-Verhandlungsrunde über einen Stopp seines Atomprogramms zurückkehren, sagte Südkoreas Außenminister Ban nach einem Gespräch mit seiner US-Kollegin Condoleezza Rice in Washington. "Zurzeit konzentrieren wir unsere Anstrengungen auf die Diplomatie."

DPA
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