Der mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher Milivoj Asner, der wegen schwerer Demenz offiziell als verhandlungsunfähig gilt, würde sich gern einem Gericht stellen. Der 95 Jahre alte Kroate, der unter dem Namen Georg Aschner im österreichischen Klagenfurt lebt, sagte in einem Interview der britischen Zeitung "The Sun", es gehe ihm gut genug, um einen Prozess zu überstehen. "Ich kann vor jedem Gericht erscheinen."
Asner soll während des Zweiten Weltkriegs im nationalsozialistisch besetzten Kroatien die Deportation von Juden, Sinti und Roma in ein Konzentrationslager der faschistischen Ustascha-Bewegung organisiert haben. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem führt ihn als einen der vier meistgesuchten noch lebenden Naziverbrecher. Asner wies die Vorwürfe zurück und sagte der Zeitung: "Ich würde es begrüßen, wenn ich vor einem kroatischen Gericht zu den Anschuldigungen gegen mich Stellung nehmen könnte."
Asner war vor wenigen Tagen zusammen mit seiner Frau beim Besuch eines Cafés und der Klagenfurter EM-Fanzone fotografiert worden. Die "Sun" hatte die Fotos abgedruckt.
Die österreichischen Behörden können Asner nicht an Kroatien ausliefern, weil er "schwerst dement" sein soll. Dies erklärte der Sprecher des Landesgerichts Klagenfurt der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Der Sprecher des Justizministeriums, Thomas Geiblinger, sagte, Asner habe zwei psychiatrische Gutachten vorgelegt, die ihm die Verhandlungs- und Vernehmungsunfähigkeit bescheinigten. Gelbinger: "Uns sind die Hände gebunden."
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum akzeptiert die von Wien gelieferte Begründung dagegen nicht. Es gebe "absolut keine Rechtfertigung für die kontinuierliche Weigerung, diesen gesuchten Nazi-Verbrecher an das Land auszuliefern, in dem er seine schändlichen Verbrechen beging", schrieb der Leiter des Zentrums, Efraim Zuroff, in einem offenen Brief an Österreichs Justizministerin Maria Berger. Österreich ist in der Vergangenheit vom Wiesenthal-Zentrum wiederholt wegen seiner angeblich laschen Haltung bei der Verfolgung von Nazi- Verbrechern kritisiert worden.