Bei einem Angriff Militanter auf den Konvoi mit dem palästinensischen Regierungschef Ismail Hanija ist ein Leibwächter getötet worden. Nach palästinensischen Angaben wurden der älteste Sohn Hanijas und vier Leibwächter verletzt, als die Wagenkolonne vom Grenzübergang Rafah wegfuhr. Der palästinensische Außenminister Mahmud al-Sahar von der radikalislamischen Hamas, machte Anhänger der rivalisierenden Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für den Anschlag verantwortlich.
Augenzeugen am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen berichteten dagegen, militante Palästinenser, die den Konvois von Hanija begleiteten, hätten zuerst Sicherheitsbeamte von Abbas angegriffen, die den Übergang bewachten. Darauf hätten die Sicherheitskräfte zurückgeschossen und Hanijas Sohn und vier Leibwächter verwundet.
Hanija sagte bei seiner Ankunft in Gaza, es sei bekannt, wer hinter dem Anschlag stecke. Hanija kündigte an: "Wir wissen sehr gut, wie darauf zu reagieren ist." Anhänger der Fatah und der Hamas, liefern sich seit Monaten teilweise blutige Gefechte.
Keine Spendengelder für den Gaza-Streifen
Hanija war zunächst nach einer von Israel verfügten Schließung des Grenzübergangs Rafah an der Einreise gehindert worden. Später durfte Hanija jedoch die Grenze überqueren, musste aber Spendengelder in Millionenhöhe in Ägypten zurückgelassen. Hanija hatte das Geld während einer mehr als zweiwöchigen Auslandsreise gesammelt.
Der israelische Verteidigungsminister Amir Perez hatte eine Schließung des Grenzübergangs angeordnet, um den zur radikal-islamischen Hamas gehörenden Hanija zu hindern, Spendengelder in das Palästinensergebiet zu bringen. Nach israelischen Berichten handelt es sich um 35 Millionen US-Dollar (rund 26 Millionen Euro).
Bewaffnete Hamas-Anhänger hatten als Reaktion den gesperrten Grenzübergang gestürmt. Auf ägyptischer Seite gab es Schießereien zwischen Palästinensern und Soldaten, bei denen mindestens acht Menschen verletzt wurden. Wegen der Schießereien waren die für den Betrieb des Grenzübergangs nötigen EU-Beobachter zunächst nicht zurückgekehrt.
Hanija hatte seine Auslandsreise am Donnerstag vorzeitig beendet. Aus Kreisen der Regierung in Gaza war am Mittwoch verlautet, Jordanien, Saudi-Arabien, Oman und der Libanon hätten Hanija offizielle Treffen verweigert. Hanija hatte das Ausland besucht, um Unterstützung für die Palästinenser und seine Politik zu erhalten.
Geld nur überweisen
EU-Chefdiplomat Javier Solana bedauerte die Schießerei an dem von EU-Beobachtern kontrollierten Grenzübergang Rafah. Zugleich kritisierte er Hanija wegen des Versuchs, Bargeld in Millionenhöhe aus Ägypten in den Gaza-Streifen zu bringen.
"Wir sind nicht dafür, Geld in Taschen zu tragen. Das sollte klar sein - ist das klar?" sagte Solana am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. "Wir sind dafür, Geld per Bank zu überweisen." Nach Angaben Solanas wurde der Grenzübergang in der Nacht wieder geöffnet, "zugegebenermaßen nach einer Menge von Schüssen". "Das war heute ein schwieriger Nachmittag. Glücklicherweise hat sich ja die ganze Lage positiv entwickelt."
"Wir hatten eine ziemlich komplizierte Situation. Und am Ende ist Herr Hanija ohne Geld nach Gaza gereist und das Geld befindet sich wieder in einer Bank in Ägypten und wird auf normalem Wege überwiesen werden."