Einen Tag nach der Verhängung des Ausnahmezustandes auf den Philippinen haben die Sicherheitskräfte mindestens drei Regierungsgegner festgenommen. Die Polizei stürmte in Manila zudem die Redaktion einer Zeitung, die in den vergangenen Tagen kritisch über Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo berichtet hatte. Arroyo hatte die Verhängung des Notstands mit einem angeblichen Putschversuch begründet. Wegen ihrer Entscheidung geriet sie weiter in die Defensive.
Nachdem es am Vortag zu Massendemonstrationen gekommen war, die von der Polizei teils gewaltsam aufgelöst worden waren, herrschte am Samstag zunächst gespannte Ruhe auf den Straßen der Philippinen. Durch das Versammlungsverbot wurden alle Kundgebungen zum 20. Jahrestag des Sturzes von Exmachthaber Ferdinand Marcos am 25. Februar 1985 unterbunden. Die Erhebung, mit der sich die Philippiner von der Diktatur befreiten, ist als "Volksmacht" (People Power) in die Geschichte des Staates eingegangen. Zu den Festgenommenen gehören die linke Abgeordnete Crispin Beltran sowie zwei frühere Polizeigeneräle.
Bereits am Freitag waren 25 Arroyo-Gegner festgenommen worden. Die Opposition machte Arroyo wegen der Verhängung des Ausnahmezustandes schwere Vorwürfe. "Ich bin entsetzt und bestürzt über die drakonische Maßnahme", sagte Expräsident Fidel Ramos, der sich bei einem Putschversuch im vergangenen Jahr noch hinter Arroyo gestellt hatte. Er warf der Präsidentin vor, den "Geist der Volksmacht" abzutöten. Weil es keinen konkreten Umsturzversuch gegeben habe, sei der Ausnahmezustand nicht gerechtfertigt. Ramos' Amtsvorgängerin Corazon Aquino brachte den Ausnahmezustand mit dem Kriegsrecht in Verbindung. Dies hatte Marcos für seinen diktatorischen Regierungsstil ausgenutzt. "Präsidentin Arroyo hat der philippinischen Demokratie wieder ein blaues Auge verpasst", kommentierte Senatspräsident Franklin Drilon.