Der Streik in allen Raffinerien des Landes lässt in Frankreich allmählich den Sprit knapp werden. Dies gilt sowohl für die Flughäfen als auch für Tankstellen. Bei Lyon wurde der erste Fall einer Tankstelle bekannt, der der Diesel ausging. In Paris kam es am Samstag zu neuen Massendemonstrationen von Gegnern der geplanten Rentenreform.
Die Gewerkschaften haben mit den Streiks gezielt die französische Treibstoffversorgung ins Visier genommen. Alle zwölf Treibstoff produzierenden Raffinerien des Landes werden bestreikt, wie die Arbeitnehmerorganisationen. Auch viele Tanklager wurden blockiert. Die Behörden wiesen die Polizei an, die Wiedereröffnung von drei wichtigen Treibstofflagern durchzusetzen.
Nun werden die Reserven angezapft
Auf den Pariser Flughäfen droht wegen der Streikaktionen Chaos. Die Treibstoffvorräte auf dem größten Pariser Flughafen Charles de Gaulle reichten nur noch bis Anfang der Woche, sagte Transportstaatssekretär Dominique Bussereau. Am Freitag war in Folge der Streiks die Ölleitung stillgelegt worden, die die beiden Pariser Großflughäfen versorgt.
Nach Klagen von Transportfirmen über eine schwierige Versorgungslage genehmigte Bussereau den Ölfirmen, ihre Reserven anzugreifen. Er betonte aber, es gebe keinen Grund, eine Benzinknappheit zu befürchten. Derzeit sucht die Regierung nach Möglichkeiten, um die Treibstoffversorgung der Flughäfen trotz der Blockade zu sichern. Voraussichtlich wird Frankreich verstärkt auf den Import von Treibstoff setzen.
Massenproteste in ganz Frankreich
Hunderttausende Franzosen protestierten unterdessen erneut gegen die Reform. Von der Pariser Place de la Republique setzte sich am frühen Samstagnachmittag ein Demonstrationszug mit mehreren zehntausend Teilnehmern in Bewegung, unter ihnen auch tausende Schüler und Studenten. Es war der fünfte Tag des nationalen Protests in Folge. Nach Angaben des Innenministeriums gab es landesweit etwa 140 Kundgebungen, an denen sich bis zum Mittag etwa 340.000 Menschen beteiligten. An den Protesten nahmen erneut zahlreiche Schüler und Studenten teil.
Die Proteste richten sich gegen die Pläne, das Mindestalter für die Rente von 60 auf 62 Jahre anzuheben. Viele Demonstranten äußern aber auch allgemeine Unzufriedenheit mit dem Regierungsstil von Präsident Nicolas Sarkozy. Die Reform soll am Mittwoch durch den Senat gehen und noch vor Ende des Monats endgültig verabschiedet werden.