Der österreichische Rechtspopulist und Ex-Chef der Freiheitlichen Partei (FPÖ) Jörg Haider hat sich möglicherweise endgültig aus der Riege von Spitzenpolitikern seines Landes katapultiert. Jedenfalls will die Kärntner Volkspartei (ÖVP) dafür sorgen, dass der 53-Jährige nach der Landtagswahl am 5. März keinesfalls wieder Landeshauptmann (Regierungschef) des Bundeslandes wird. Der dortige ÖVP-Vorsitzende Georg Wurmitzer, dessen Partei Haider vor knapp fünf Jahren noch zu dem Amt verholfen hatte, sprach von Disqualifikation. Andere Politiker aus der Opposition sahen das Ansehen des Landes geschädigt.
Sie reagierten damit auf Haiders Äußerung im Fernsehen, für die viele Österreicher am Donnerstag nur noch Kopfschütteln übrig hatten. Saddam Husseins Festnahme sei ein "ziemliches Betrugsmanöver" und eine "Schmierenkomödie", glaubte der smarte Wahl-Kärntner zu wissen. Dann bezeichnete er Israel noch als "Diktatur", und US-Präsident George W. Bush verglich er mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen mit Saddam.
Haiders "Geltungssucht"
Hinter dem neuen verbalen Rundumschlag sah die Tageszeitung "Kurier" am Donnerstag Geltungssucht. "Haider, ebenso medienabhängig wie launisch, konnte es auf Dauer nicht aushalten, als Neo-Softie der Innenpolitik dazustehen." Der Politiker hat tatsächlich wiederholt Aktionen gestartet, die breites - auch internationales - Echo versprachen. So flog er wenige Wochen vor der österreichischen Parlamentswahl im Sommer 2002, als der Angriff der US-Truppen schon greifbar war, nach Bagdad, um Saddam demonstrativ die Hand zu schütteln.
Genützt hat ihm das wenig, denn Haiders politischer Stern ist seit spätestens einem Jahr nur noch im Sinkflug. Zuerst verabschiedete sich die Hälfte der FPÖ-Regierungsmannschaft nach aufreibenden Flügelkämpfen mit Haider aus der Tagespolitik, in der Folge zerbrach die Koalition mit der ÖVP auf Bundesebene. Den Spott der Kommentatoren und politischen Gegner handelte er sich ein, als er diffuse Verschwörungstheorien für seinen Rückzug vom Rückzug als neuer alter Bundesvorsitzender der FPÖ vorschob. Nach langem Hin und Her hatte sich Haider überreden lassen, an die FPÖ-Spitze zurückzukehren - um das Angebot angesichts verheerender Umfragewerte für die damals anstehende Parlamentswahl zurückzuziehen. Die folgenden Neuwahl brachten der FPÖ eine schwere Schlappe ein, sie verlor zwei von drei Wählern. Bei allen folgenden Urnengängen stürzte die FPÖ ab.
Blankes Entsetzen in der FPÖ
Angesichts der jüngsten Eskapaden ihres einstigen Garanten für Wahlsiege herrscht in Haiders FPÖ offensichtlich nur noch blankes Entsetzen. Haiders Schwester Ursula Haubner, geschäftsführende FPÖ- Bundesvorsitzende, versuchte sich an Schadensbegrenzung: In einer Erklärung für die Presse ließ sie ausrichten: "Die Aussagen des Kärntner Landeshauptmannes zur aktuellen politischen Lage im Nahen Osten werden unter dem Aspekt des Wahlkampfes in Kärnten besonders hoch gespielt und missinterpretiert." Dabei ließ sie offen, welchen Interpretationsspielraum die Worte ihres Bruders noch zulassen.
Nur Spott hatten dagegen die "Salzburger Nachrichten" übrig: "Haider hat sich ein weiteres Mal zielsicher in die Reihen jener verschrobenen Zeitgenossen eingereiht, die Adolf Hitler für einen Außerirdischen, die Mondlandung für im Hollywood-Studio nachgestellt und die Erde für eine Scheibe halten."