Koffer voller Medizin, Masken und Kopftücher und viele Fragen: Das hat die RTL-Fernseh-Reporterin Liv von Boetticher mitgenommen nach Kabul. Viele Wochen wird sie hier leben, um einen Dokumentarfilm über das Land unter den Taliban zu drehen. Für den stern schreibt sie auf, was sie dabei erlebt. Teil 1: von der Ankunft.
Mit den Bildern berühmter Auslandskorrespondentinnen im Kopf habe ich mich vor etwa zehn Jahren dazu entschieden, Reporterin zu werden. Mein journalistisches Traumziel war immer Afghanistan – doch bis dahin hatte ich es bisher nie geschafft. Als Kabul vergangenes Jahr am 15. August in die Hände der Taliban fiel, war das für mich eine doppelte Katastrophe: Nicht nur schien der knapp 20-jährige Einsatz der NATO-Truppen völlig umsonst gewesen zu sein, ich war mir auch nicht sicher, ob mein Arbeitgeber, die Mediengruppe RTL, eine Reise in ein so instabiles Gebiet noch unterstützen würde. Sie taten es – und zwar für eine Dauer von mehreren Monaten.