Andrej Beloussow Hier kommt der Aufrüstungsminister! Wer ist der Mann, dem Putin das Militär anvertraut?

Andrej Bjeloussow (l.) und Russlands Präsident Wladimir Putin kennen und schätzen sich seit Jahren
Andrej Bjeloussow (l.) und Russlands Präsident Wladimir Putin kennen und schätzen sich seit Jahren 
© Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP / DPA
Andrej Beloussow ist seit vielen Jahren an der Seite Wladimir Putins und wird nun Russlands Verteidigungsminister. Militärische Kenntnisse braucht der Nicht-Soldat kaum – er soll vor allem massenhaft Waffen und Munition herbeiorganisieren.  

"Der Präsident hat entschieden, dass ein Nicht-Militär das Verteidigungsministerium leiten sollte." Mit diesen Worten wurde der neue oberste Soldat Russlands von Kremlsprecher Dimtri Peskow vorgestellt: Andrej Beloussow. Er löst Sergej Schoigu ab, der, ebenfalls als Nicht-Militär, zwölf Jahre lang Verteidigungsminister war. Seine Abberufung kam trotzdem nur teilweise überraschend.

Stellvertreter Schoigus entlassen

Schoigu war einer von Wladimir Putins Weggefährten und engsten Vertrauten, aber innerhalb seines Einflussbereichs im Militär- und Sicherheitsapparat scheinen schon länger Machtkämpfe zu toben. Erst vor wenigen Wochen war einer von Schoigus Stellvertretern wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet worden. Ein untrügliches Zeichen für heftiges Gerangel hinter den Kulissen.

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Dem wird sich auch Andrej Beloussow stellen müssen, der aber nicht so sehr militärisches Geschick benötigen wird, sondern sich vielmehr um die Verwendung der Verteidigungsausgaben kümmern soll. Beloussow ist nunmehr Herr über den gigantischen Wehretat Russlands, was Begehrlichkeiten wecken dürfte. Zuletzt hatte der Kreml seine Verteidigungsausgaben um fast 70 Prozent auf umgerechnet 100 Milliarden Euro erhöht.

Putins Sprecher Peskow sagte, das Verteidigungsressort nehme bei den Sicherheitsausgaben eine Schlüsselposition ein. "Das erfordert besonders wichtige Entscheidungen", so Peskow, und Beloussow sei der Mann, um den Bereich zu kontrollieren.

Beloussow ist Wirtschaftsmann durch und durch

Dessen bisheriger Werdegang legt nahe, dass der 65-Jährige mit großen Budgets durchaus umzugehen weiß. Denn Beloussow ist durch und durch ein Wirtschaftsmann. Als studierter Ökonom war er einst Minister für wirtschaftliche Entwicklung, 2020 wechselte er an die Seite Putins als dessen oberster Wirtschaftsberater. Später wurde er Vize-Regierungschef.

Ab sofort wird er wohl eher Kriegswirtschaftsminister denn Verteidigungsminister sein. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Rüstungsindustrie pragmatisch auszubauen. "Heute gewinnt auf dem Schlachtfeld derjenige, der offener für Innovationen und deren Umsetzung ist", erklärte Peskow. Der russischstämmige Politologe Alexander Dubowy schreibt zu Beloussow: "Ein ausgewiesener Fachmann und ideologisch neutraler Technokrat."

Russland setzt auf Kriegswirtschaft

Die Ernennung von Beloussow legt nahe, dass Putin den Krieg vor allem über die Rüstungsproduktion gewinnen will. "In seiner Denkweise ist das logisch, weil sich der wirtschaftliche Block in dem Krieg als effektiver erwiesen hat als der Sicherheits- und Militärapparat", so Journalist Alexander Baunow, der beim Carnegie Russia Eurasia Zentrum in Berlin leitender Wissenschaftler ist. Putins Strategie bestehe folglich darin, Druck auf die Ukraine nicht durch die Mobilmachung neuer Soldaten auszuüben, sondern durch die Kapazitäten des Rüstungskomplexes.

Seit Russland begonnen hat, de facto auf Kriegswirtschaft umzustellen, produziert das Land erhebliche Mengen an Munition und Waffen – und erzielt so auch wieder Erfolge in der Ukraine. Russland hat am 10. Mai eine neue Offensive in der Region im Osten des Landes gestartet und dabei neun Ortschaften erobert. Die ukrainischen Truppen dagegen mussten, unter anderem wegen Munitionsmangels, an mehreren Frontabschnitten den Rückzug antreten. Der Kriegsverlauf dürfte in nächster Zeit durch noch mehr Materialaufwand beeinflusst werden, in die eine oder andere Richtung – man denke auch an die zugesagten Hilfen durch die USA. Andrej Beloussow ist derjenige, dem Putin zutraut, die Logistik zu orchestrieren. 

Quellen: DPA, Alexander Dubowy auf X, AFP, Reuters, al Jazeera, Alexander Baunow auf X

nik

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