Nato-Ostflanke Russische Kampfjets dringen in Polens Luftraum ein – Estland will Artikel 4 ausrufen

Ein MiG-31 Abfangjäger von Russlands Luftwaffe
Ein MiG-31 Abfangjäger von Russlands Luftwaffe
© Pavel Golovkin / AP
Nach Estland meldet auch Polen russische Kampfflugzeuge in seinem Luftraum. Die Jets seien über eine Bohrplattform geflogen. Estland will Nato-Beratungen ausrufen.

Nachdem am Nachmittag drei russische MiG-31-Kampfjets nach Angaben der estnischen Regierung in den Luftraum des baltischen Landes und Nato-Mitglieds eingedrungen sind, meldet auch Polen den Überflug in seinem Hoheitsgebiet. Zwei Jets seien im Tiefflug über der Bohrplattform "Petrobaltic" in der Ostsee geflogen, so der polnische Grenzschutz. Die Streitkräfte des Landes seien informiert worden.

"Die polnischen Sicherheitsdienste überwachen ständig die Lage innerhalb der kritischen maritimen Infrastruktur auch außerhalb der polnischen Hoheitsgewässer", teilte die Behörde weiter mit.

Wenige Stunden zuvor erklärte Estland, drei russische Maschinen seien zwölf Minuten lang unerlaubt im estnischen Luftraum gewesen, so Außenminister Margus Tsahkna. Das Land habe bei dem ranghöchsten russischen Diplomaten im Land Protest eingelegt. Der Vorfall ereignet sich vor dem Hintergrund erhöhter Spannungen an der Ostflanke der Nato.

Wegen der Verletzung seines Luftraums will das Land Beratungen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragen. Dies teilt Ministerpräsident Kristen Michal auf der Plattform X mit. Der Artikel sieht Konsultationen der Bündnispartner vor, wenn ein Mitgliedsland seine Sicherheit bedroht sieht.

Russland verletzte Luftraum in diesem Jahr bereits vier Mal

Russland habe den estnischen Luftraum in diesem Jahr bereits viermal verletzt, was an sich schon inakzeptabel sei, sagte Tsahkna. Der jetzige Vorfall sei jedoch wegen der drei Kampfjets besonders schwerwiegend. Er ereignet sich gut eine Woche, nachdem in der Nacht vom 9. auf den 10. September mehr als 20 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Nato-Jets schossen daraufhin einige von ihnen ab. Westliche Vertreter hatten erklärt, Russland teste damit die Bereitschaft und Entschlossenheit des Bündnisses.

"Auf Russlands zunehmende Erprobung der Grenzen und seine Aggressivität muss mit einer raschen Verschärfung des politischen und wirtschaftlichen Drucks reagiert werden", forderte der Minister. Estland, das die Ukraine entschieden unterstützt, hatte bereits im Mai mitgeteilt, dass Moskau kurzzeitig einen Kampfjet in den Nato-Luftraum über der Ostsee geschickt hatte. Dies geschah bei dem Versuch, einen Tanker auf dem Weg nach Russland zu stoppen, der vermutlich Teil einer "Schattenflotte" zur Umgehung westlicher Sanktionen war.

Reuters
pgo