Saddam-Exekution Verkaufshit Hinrichtungs-Video

Die Veröffentlichung eines während der Saddam-Hinrichtung heimlich aufgenommenen Videos hat die Spannungen zwischen den Religionsgruppen im Irak verschärft - und weltweit Empörung ausgelöst. In Teilen Bagdads erfreut sich der Film allerdings immer größerer Beliebtheit.

Die Regierung in Bagdad ordnete am Dienstag eine Untersuchung an, wie das Video trotz strenger Sicherheitskontrollen offensichtlich mit einem Handy aufgenommen und in Umlauf gebracht werden konnte. Die Aufnahme, die seit dem Wochenende im Internet kursiert, zeigt die Hinrichtung Saddam Husseins in voller Länge.

Einer der Anwälte Saddams, der Franzose Emmanuel Ludot, verlangte in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine Untersuchung der Hinrichtung vom vergangenen Samstag. Sowohl das Video als auch die Hinrichtung seines Mandanten verstießen gegen die Genfer Konvention von 1949. Der Hingerichtete sei bis zu seinem Tod vom Status her Kriegsgefangener gewesen, also hätte die Konvention auf ihn angewandt werden müssen, heißt es in dem am Dienstag in Auszügen veröffentlichten Schreiben. Der Anwalt will außerdem wissen, wer die vermummten Henker waren, denn hochgestellte Saddam-Gegner könnten "in einem üblen Handel mit der Besatzungsmacht das Privileg erhalten haben, bei der Tötung selbst Hand anzulegen".

CD's im Umlauf

Auf dem Video sind unter anderem Hochrufe auf den radikalen Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr, ein Gegner des Sunniten Saddam, zu hören. Der Ex-Diktator entgegnet: "Fahr zur Hölle". Als Saddam am Galgen hängt, bricht Jubel unter den Anwesenden aus - offenbar kommt er von Saddams Wächtern.

In der Bagdader Schiiten-Vorstand Sadr-City sei das Video zum Verkaufsschlager geworden, berichteten Anwohner. Zudem sei dort eine zweistündige CD im Umlauf, die die Urteilsverkündung im Prozess wegen der Ermordung von 148 Schiiten im Ort Dudschail 1982 in voller Länge zeigt - bisher waren auch davon nur Ausschnitte veröffentlicht worden. Am Vortag hatten Sunniten in Bagdad und der Stadt Samara auch gegen das Hinrichtungs-Video protestiert. Die Regierung hatte wenige Stunden nach der Exekution am Samstagvormittag nur ein kurzes Video ohne Ton veröffentlicht. Es bricht ab, als der Henker die Schlinge zuzieht. Das im Internet kursierende Video nebst Ton ist mehr als zwei Minuten lang und zeigt die Hinrichtung bis zum Ende.

Saddam sowie sein Halbbruder Barsan al-Tikriti und der Ex-Richter Awad al-Bandar waren am 5. November vergangenen Jahres zum Tode verurteilt worden. Saddam war im Morgengrauen am Samstag hingerichtet worden. Die Hinrichtung der beiden anderen war verschoben worden. Sie wird nach dem islamischen Opferfest erwartet, das für die Schiiten am heutigen Mittwoch zu Ende geht.

DPA

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